Antwort auf: Bandcamp

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kakofon

Registriert seit: 30.01.2017

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Herzlichen Dank, @atom , für die Veranschaulichung von Marge und finanzieller Unterstützung anhand eines konkreten Beispiels.

Zu den weiterführenden Gedenken von @close-to-the-edge und @thesidewinder : Ich kann das Sammeln physischer Tonträger nachvollziehen, da ich selbst über Jahrzehnte davon betroffen war. Dass eine Abkehr davon aus emotionalen Gründen wie Haptik, menschlich evolutionär  verankerter Sammelleidenschaft und Besitzwunschdenken etc. schwierig ist, ebenso. Da ich sehr weitreichende musikalische Interessen habe und bestimmte Bereiche und Künstler möglichst komplett abdecken wollte,  darüber hinaus aber großes Interesse an (mir) Neuem und Obskurem habe, ist die Sammlung in Bereiche gewachsen, die mir schon lange eine große Last sind. Ich bedauere und schäme mich für die Ressourcen (persönliche finanzielle und die Rohstoffe des Planeten), die ich vernichtet habe. Das Argument „Werterhalt“ kann ich nicht erkennen. Natürlich hat jeder vereinzelte (theoretische) Kostbarkeiten, die mit ausreichend Engagement, Zeit und Ausdauer einen höheren Verkaufspreis erzielen, als man ursprünglich dafür gezahlt hat. Dabei übersieht man aber die große Masse an Tonträgern, die massiv an Wert verloren haben. CDs sind mit wenigen Ausnahmen wertlos geworden. Einen kleinen Teil der LPs kann man möglicherweise mit wenig Gewinn oder nicht all zu viel Verlust wieder veräußern. Das kostet aber viel investierte Zeit, man muss Verkaufsplattformen, Zahlungsdienstleister  und (bei gewissen Mengen ein Gewerbe anmelden und) Steuern bezahlen. Dann benötigt man Versandboxen und engagiert Versandunternehmen (man vernichtet also die nächsten Ressourcen) und diskutiert hinterher mit Kunden, über passendes grading / passende Ausgabe etc. pp.

Für mich ist das alles undenkbar. Ich werde meine kostbare Lebenszeit nicht mit diesem Unfug verbringen. Grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass wir uns in einer Zeitenwende befinden. Die Ressourcen des Planeten sind erschöpft, es gibt zu viele Menschen, die verständlicherweise ebenso hungrig auf unseren Luxus sind. Und es gibt wenige Menschen, die alles besitzen (und beherrschen wollen). Führt jetzt alles zu weit. Besitz ist aber mein Thema. Man muss so viele Dinge überhaupt nicht besitzen. Man kann sie teilen oder auf Musik bspw. zugreifen. Ich würde mir sehr eine Art digitaler Plattform wünschen, auf der ich auf alle musikalischen Werke Zugriff habe. Und ich bezahle sehr gerne einen fairen und angemessen Preis, natürlich möglichst direkt an den Künstler. Bspw. für jeden Track den man hört zahlt man 50 Cents (bei einem Album mit 10 Tracks also 5€), der Künstler bekommt 80 – 90%, die Plattform den Rest. „Besitzen“ muss ich überhaupt nichts, zugreifen können würde ich gerne auf möglichst alles.

Persönlich muss ich einen Weg finden, den schamhaft besetzen physikalischen Tonträgerberg zu entfernen, um nicht immerzu mit meiner Schwäche konfrontiert zu werden und mich frei zu fühlen. Notfalls weniges verkaufen, einiges verschenken und den Rest bitter auf dem Wertstoffhof entsorgen. Wobei Wertstoff sicher die falsche Umschreibung ist, es ist Sondermüll. Entschuldigend kann ich für mich sprechen, dass ich kulturell interessiert war und es nicht die technischen Möglichkeiten der Gegenwart gab.

zuletzt geändert von kakofon

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