Antwort auf: Konzertimpressionen und -rezensionen

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gypsy-tail-wind
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Debussy/Rameau ist ja das Album, das mich sofort hatte! Dort hörte ich aber auch keine „Romantisierung“, die mich jetzt bei Mozart und den Zeitgenossen manchmal etwas störte (Agogik und so, der Gestus, auch das gelegentliche, nicht sonderlich heftige Steinwayflügeldonnern, das ich bei solchem Repertoire einfach nicht mag). Aber insgesamt war auch das ein tolles Konzert! (Die Bitte, nicht zu applaudieren, hat er nicht geäussert, obwohl er recht lange sprach; er steuerte das einfach mit seinen Gesten, dem konzentriert sitzen bleiben, Hände oben halten, bis das nächste Stück begann … und es klappte zum Glück.)

Was die Konzerte ohne Pause angeht: bei dem mit dem ensemble recherche hätte ich eine Pause nach Lachenmann gut vertragen, das waren je 45+ Minuten (mit kleinen Umbau- und Stimm-Pausen), musikalisch hätte das gut geklappt. Bei Mishka Rushdie Momen und dem Mahler CO dauerten die Konzerte aber zwischen 70 und 80 Minuten, da geht das ohne Pause wirklich problemlos. Ólafsson – ich hab die Akzente im Text nicht jedes Mal übernommen, pardon – dauerte eher 100, weil er noch länger sprach und eine Zugabe spielte, die er leider nicht ankündete, das lag für mich aber gut drin … und beim Luzerner Sinfonieorchester brauchte es natürlich zwischen Strauss und Tschaikowsky einen Umbau – und die Pathétique ist heftig genug, als dass davor eine Pause taugt, auch wenn die erste Konzerthälte nur 30-35 Minuten dauerte. Ich mag beides, aber wenn es Pausen gibt, darf es gerne auch (insgesamt) 150 Minuten dauern, wie das bei Sorey in etwa war (das war von „Porgy & Bess“ abgesehen das längste der Konzerte – dass eine im Programm noch aufgeführte Schlagzeug-Solo-Improvisation als dritter Teil der ersten Hälfte gestrichen wurde, war zwar schade, aber verständlich).

Ich mochte ob der Menge nicht allzu sehr auf einzelne Stücke eingehen (da taugt dann auch das Gedächtnis nach einer heftigen Arbeitswoche nicht mehr so gut) – aber das von Brett Dean fand ich richtig gut. Es war eine Variation über das Präludium/Fuge-Schema von Bach, aber durch spätere Augen und Ohren (ich dachte auch eher mal an die entsprechenden – dreiteiligen – Werke von César Franck, aber so opulent und ja, romantisch, war’s dann doch nicht).

Und schön, dass du wieder mal auf deinem Abo-Platz warst @yaiza – das Gefühl bleibt ja etwas mulmig (ich bin weiterhin mit FFP2 unterwegs, aber das tun inzwischen nur noch ganz wenige Leute hier; die Zeiten, als noch in fast jeder Reihe ein paar mit Maske sassen, sind vorbei). Aber es ist halt schon eine unglaublich bereichernde Sache, Musik live erleben zu können.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #162: 8.4., 22:00; # 163: 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba