Antwort auf: Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism, PC & Cancel Culture

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tezuka
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Beiträge: 1,631

Wollte nach Rossis letztem Post hier eigentlich gar nichts mehr schreiben, aber dieses ist sicher doch ganz interessant für euch:

Vogelball verbietet Federschmuck.

Das eine ist ok, das andere „Kulturelle Aneignung“.

Nach zwei Jahren Pandemie-Zwangspause war es endlich so weit. Von Samstag auf Sonntag feierte Hamburgs alternativ-queere Szene in Wilhelmsburg ihren Vogelball, der immer im Nachgang des Christopher Street Days stattfindet. Wir lieben farbenfrohe Outfits und bereiteten uns und unsere Kostüme aufwendig vor. Auf unseren Tickets, die wir bereits im Januar 2020 kauften, stand noch: „Am 01.08.2020 ab 16:00 Uhr zwitschert es wieder auf dem MS ARTVILLE Gelände.“ Die Vorfreude war also groß.

Doch dann der Schock. Für mich hatte es sich bereits nach fünf Minuten ausgezwitschert. Der Auslöser: Cultural Appropriation, also Kulturelle Aneignung. Zig Teilnehmer mussten ihren Feder-Kopfschmuck ablegen und abgeben, da er angeblich an den Kopfschmuck indigener Völker erinnere. Denn ein Federkopfschmuck sei „reserviert für die Stammesältesten, die sich über ihr Leben hinweg das Recht verdient haben, dieses Symbol von Ehre zu tragen“, heißt es in einem Pamphlet, das man als Begründung in die Hand gedrückt bekam.

Also sollte auch meine Partnerin ihren mit Federn und Strasssteinen verzierten Kopfschmuck ablegen. Als wäre das nicht ärgerlich genug, musste man dann auf dem Gelände feststellen, dass die Veranstalter beim Federschmuck ziemlich willkürlich entschieden, was ok und was Cultural Appropriation war. Brasilien Style und anderer Federschmuck schienen völlig in Ordnung, während die Strasssteinchen meiner Partnerin scheinbar an einen Indianerhäuptling erinnerten. Das wollte ich mir nicht gefallen und näher erklären lassen.

Daraufhin kam der Vorwurf, warum ich mich um die Belange meiner Partnerin kümmern würde, es ging mich ja nichts an. Aus dem Mund der Awareness-Frau, die sich gerade für Indigene Völker stark machte, klang das irgendwie witzig! Ob ich etwas lernen wolle oder streiten will. Ja, lernen will ich immer, streiten eher nicht, obwohl dies wahrlich ein streitbares Thema sei, entgegnete ich. Man veranstaltet einen Vogelball und liest Federn am Kopf als Indianerschmuck? Da sieht man Indianer, wo Vögel sind. Welche Ironie.Die Awareness-Frau drehte sich um und ging zu einem Security Mitarbeiter und behauptete, ich hätte sie bedroht. So entledigt man sich ungemütlicher Fragen. Damit war der Abend für mich nach fünf Minuten vorbei. Wenn ich das nicht so sehen würde wie sie, würde ich vielleicht nicht dort hingehören sagte noch eine andere Awareness-Frau. Wahrscheinlich hat sie Recht. Aber wenn sich derVOGELBALL mich und meiner unbequemen Fragen so schnell entledigt, vielleicht verzichtet er dann auch auf mein Eintrittsgeld.

(Text stammt von einem gewissen Tobias Böcher, nicht meine Erlebnisse)

zuletzt geändert von tezuka

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