Antwort auf: Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism, PC & Cancel Culture

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#11850829  | PERMALINK

nicht_vom_forum

Registriert seit: 18.01.2009

Beiträge: 5,807

latho
Studentenproteste sind eine Sache (jeder darf protestieren), wenn die Uni nichts dagegen unternimmt eine andere. Wie ist es dann, wenn die Uni dem Druck von rechten Studenten nachgeben würde? Auch legitim?

Ich habe keine Ahnung, wie die lokalen Proteste an der Uni im Detail tatsächlich aussahen (Twitter mal außen vor gelassen), welche Studentengruppen beteiligt waren und wie die Argumentation genau war. Ich finde es aber absolut nachvollziehbar, dass man als LGBT*-Student nicht von einer offen transfeindlichen Dozentin unterrichtet werden möchte – und sei es nur, weil nicht klar ist, ob sie die Prüfungsleistungen fair bewertet. Das ist halt der Nachteil, wenn man sich als Aktivist betätigt. Privat und außerhalb der Öffentlichkeit hätte sie schließlich so transfeindlich sein können, wie sie mag. Nur mal so als Kontext: In Deutschland ist offen sexistisches Verhalten auch ein Kündigungsgrund (und m. E. zurecht.).

Mit „links/rechts“ hat die Kernthematik in diesem Fall m. E. nur bedingt zu tun. Dass das im aktuellen UK-Klima leider nicht auf die Universität beschränkt bleiben konnte und von allen Seiten instrumentalisiert wurde, ist leider ebenso offensichtlich und unvermeidbar wie unschön.

nicht_vom_forumWo liest Du denn da ein „muss aufpassen“? Beyonce ist ja nicht Eminem. Vielleicht hat sie die Lyrics auch einfach ganz unaufgeregt angepasst und es war ihr völlig egal. Also konkret: Meinst Du wirklich Beyonce fühlt sich künstlerisch eingeschränkt, weil sie jetzt nicht mehr Spaz „singen darf“?

„Spaz“ ist im black english nicht so selten.

Im UK-Englisch aber schon. Und das war ja, auch im Fall Lizzo, der Auslöser. Auf die Idee „cunt“ zu singen, wären schließlich beide gar nicht erst gekommen – dabei ist das in UK absolut geläufiger Slang. „Spasti“ würde man hier in einem Mainstream-Text in Deutschland auch nicht einfach so kommentarlos stehen lassen.

Auf jeden Fall fühlt sich Beyoncé ausreichend eingeschränkt, dass ein Track nochmal bearbeitet wird.

Wie kommst Du denn auf „fühlt sich eingeschränkt“? Da sind doch zwischen „wusste sie nicht“, „ist ihr egal“ und „wird aus betriebswirtschaftlichen Gründen“ geändert“ noch alle möglichen anderen Gründe für die Änderung denkbar.

Lizzos Statement zu dem Thema war „As a fat black woman in America, I have had many hurtful words used against me so I understand the power words can have (whether intentionally, or in my case, unintentionally.)“, was ich erstmal nachvollziehbar finde. Warum soll Beyonce das nicht ähnlich sehen? Nur weil sie schlanker ist?

Die Existenz von Sprachregelungen ist doch völlig normal – genau wie es es normal ist, dass sich diese Sprachregelungen mit der Zeit ändern. Wo siehst Du da ein Problem?

Das beantworte ich nicht, das ist von mir oben alles ausgeführt.

Ok, dann gönne mir abschließend dazu die rhetorische Spitze: Nennst Du Deine ledigen Kolleginnen auch immer noch „Fräulein“, wie es sich gehört?

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Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick