Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

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latho
No pretty face

Registriert seit: 04.05.2003

Beiträge: 37,712

nicht_vom_forum
Im Prinzip ja. Ich würde dieses Prinzip aber, um bei den beiden genannten Beispielen zu bleiben, im Fall Greg Patton damit einschränken, dass wirklich nichts passiert wäre (und Uni-intern ja nichts nennenswertes passiert ist), wenn die Wokeness-Wächter den Fall nicht so lange global aufgeblasen hätten, bis China den Fall als Möglichkeit für Propaganda erkannt hatte. Im Fall Kathleen Stock gilt für mich die Einschränkung, dass sie m. E. nicht einerseits ihren Status als Philosophie-Professorin dazu nutzen kann, um ihre private Meinung zu verbreiten und andererseits darauf beharren, dass beides strikt getrennt bleibt. Ich zitiere wirklich ungern Matthias Döpfner, aber mit dem Grundsatz „Wer mit Bild im Aufzug nach oben fährt, fährt mit ihr auch wieder nach unten.“, bin ich im Prinzip einverstanden.

Ich nicht, wie ich generell überhaupt nicht mit dem Prinzip Bild einverstanden bin (und hier einige Namen nennen könnte, die mit dem Aufzug bisher noch nicht nach unten gefahren sind, Sarrazin zB).
Ich bin überhaupt nicht mit Stocks Ansichten einverstanden, wie überhaupt die ganze „TERF“-Sicht auf die „Trans-Sache“ im besten Fall auf Unverständnis, im schlechtesten Fall auf Hass basiert. Ich hatte es oben geschrieben: in meinen Augen beruht das auf unzulässiger Vermischung von biologischen und sozialen Kriterien, aber das ist eine andere Diskussion.
Der eigentliche Skandal ist doch der: Auch wenn Stock auf Twitter oder anderswo deutlich ihre Ansichten geäußert hat, wäre es falsch, sie aus der Uni zu vertreiben. Es sei denn man sieht, siehe unten, eine abweichende Meinung als Grund genug dafür an.

nicht_vom_forum
Nur zur Info (den speziellen Fall diskutiere ich aus bekannten Gründen nicht weiter): Meine primäre deutsche Quelle ist https://uebermedien.de/65160/die-professorin-und-der-mob-wenn-medien-vor-lauter-empoerung-nicht-mehr-den-konflikt-erklaeren/

Die Fakten waren mir bekannt. Allerdings bleibt der Artikel nicht dabei, sondern fährt das übliche Programm ab. Trans-Personen sind eine marginalisierte Gruppe, die, vor allem in sozial schlecht gestellter Umgebung (also zB Entwicklungs- oder Schwellenländern, aber natürlich auch Industrieländern) in erhöhtem Maß Gewalt und Verachtung ausgesetzt sind. Keiner wird da widersprechen. Aber die Lage von Transpersonen wird genommen, um a) jegliche Maßnahmen gegen Stock zu rechtfertigen (immer mit dem Caveat, dass Gewalt „natürlich“ nicht gut sei) und b) jegliche Kritiker in einen Top zu werfen. Das ist nur insoweit richtig, weil Kritiker ja vor allem eins nicht sein können: auf Seiten der Linksidentitären (und wie geschrieben läuft eine Diskussion auf BAsis von Identität immer auf ein „wir gegen sie“ hinaus). Und dann folgt das die übliche Verteidigungslinie: das alles ist nur eine Erfindung (Cancel Culture), alles nur ein Sturm im Wasserglas, Stock hat es (das Meiste zumindest) verdient, es war notwendig, for the greater good.
Natürlich ist es schwer, „Strategien“ der Linksidentitären „aufzudecken“, denn es ist ja, anders als von Fox News behauptet keine „Bewegung“ oder gar eine Organisation. Aber zu leugnen, dass Sprachregelungen (und Konsequenzen aus Verstößen) nicht existieren, ist albern, das begegnet einem jeden Tag in den Medien (auch in den nicht-rechten), ein Bespiel aus dem Guardian von heute: selbst Queen B muss aufpassen.
Dass die ganze Bewegung, die sich von Sprachsteuerung eine bessere Gesellschaft verspricht auf Popanz aufgebaut ist, ist nochmal eine andere Diskussion, die wir an anderer Stelle bereits ausführlich geführt haben.

nicht_vom_forum
Das ist im US-System nunmal eine schwierige Abgrenzung. Was da „Centrist“ oder „Center-Left“ ist, ist hierzulande mindestens mal Mitte-rechts. Da lassen sich hierzulande beim Thema Wokeness-Kritik m. E. Leute, die im europäischen Selbstverständnis „vernünftig links“ sind, vor einen „konservativen“ Karren spannen.

Auch wenn es nicht so aussieht, es gibt durchaus noch eine linke, arbeiternahe Bewegung in den USA (mit traditionell schwerem Stand).

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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.