Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Ah, doof, hatte die CDs nicht chronologisch auf dem Stapel und nicht aufgepasst … mein Einstieg waren ergo Nr. 3 und 4! Und ja, klar, Blythe ist dann schon erkennbar, die Riffs sind andere, aber der Ton und teils auch die Attacke, die Phrasierung, sind tatsächlich ähnlich! Hab das grad auch zum ersten Mal so gehört und bin immer noch etwas verblüfft. Hintenraus verliert das Album ein klein wenig an Schwung, fand ich. Auf Bhekis Auftritte muss ich mich beim nächsten Durchgang dann etwas besser achten … er übernimmt ja auf drei Tracks für Blythe und ist auch auf den zwei in grosser Besetzung dabei. Das Solo von Kendrick über Westons „The Last Day“ fand ich recht introspektiv, aber jetzt eher keinen Höhepunkt, der Closer (und letzte der drei Quintett-Tracks mit Bheki am Sax) ist dann aber wieder sehr schön.

The Secrets Of Rodney Kendrick | Jetzt aber wirklich das Debut – und auch wirklich Kenny Garrett, dessen Ton schon weniger rund und etwas … bitterer klingt als der von Blythe (den ich als süss empfinde, was jetzt nicht „süsslich“ heissen soll sondern ganz und gar synästhetisch gemeint ist, süsslicher ist nämlich eindeutig Garrett in schwächeren Momenten oder wenn er mit Miles Pop-Tunes spielt). Hier geht es gleich mit dem Latin-Touch los, den auf Album Nr. 3 in „Santeria“ auch stark vertreten ist. Hargrove/Garrett, Mateen/Alexander und dazu Chi Sharpe in der Airo/Cinelu-Rolle … schon schön, aber das Weston-Stück danach, „Ganawa in Paris“, mit dem Bass-Intro und dann der dreifachen Percussion (auch Big Black ist dabei, der ja oft mit Weston gearbeitet hat) ist schon ein Statement – und hätte einen tollen Opener abgegeben. Aber vermutlich sollte der Opener ein Original sein. Im Weston Stück und dem folgenden von Mateen/Kendrick ist die andere Frontline dabei, die der (halb-)Veteranen, Graham Haynes/Houston Person. Und klar ist die interessanter zu hören, auch wenn mir Hargrove auf dem Opener sehr gut gefällt. Vor dem überraschenden – zum Glück gar nicht so unpassenden, wie man zunächst annehmen könnte – Stück in der Mitte, „Dig“ von Miles Davis (mit Hargrove/Garrett), ist noch ein Stück von Weston zu hören, der „Berkshire Blues“ im Trio. In der zweiten Hälfte gibt es zwei Kendrick-Originals (eins mit der jungen sowie „Sharon“ mit Houston Person und Percussion – ein Highlight, Person klingt hier grossartig), „Takin‘ It With Me“ von Tyler Mitchell, dem Bassisten, der u.a. mit Sun Ra, Shirley Horn und Art Taylor gespielt hat, sowie als Closer „Down Here Below“ von Abbey Lincoln (im Quartett mit Garrett – und ebenfalls echt gut! Schade, kriegen die Trompeter kein solches Feature). Mich dünkt, die Musik hat hier etwas mehr Druck, sie drängt stärker als auf dem Zweitling, sie ist dunkler eingefärbt (und an Nichols, Monk, Ellington denke ich eher nicht, dafür halt wirklich immer wieder an Weston, was ja auch nicht weiter überraschend ist, wo zwei seiner Stücke zu hören sind). Trotz der beiden Frontlines wirkt das Album auf mich etwas geschlossener, kompakter.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba