Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Uff, erste Arbeitswoche geschafft, Kopf wieder frei genug, um mich wieder einzureihen hier ;-)

Rodney Kendrick – Dance World Dance | Das geht ganz phantastisch los, hat mich sofort. Kantiges Klavier irgendwo zwischen Monk, Ellington und … Geri Allen? Keine Scheu davor, zuzulangen. Und dann der Einstieg von Graham Haynes ins erste Solo – eine immense Präsenz, die sofort gesetzt wird, dabei aber von einer Zartheit, Offenheit und ja, paradoxerweise Zurückhaltung … oder eher: Zurückgenommenheit. Gross! Dann ein Moment der Irritation: hatte den Namen Arthur Blythe natürlich gelesen – aber als das Solo begann, musste ich trotzdem nochmal gucken, ob das echt nicht Kenny Garrett ist. Diese Nähe ist mir bisher noch nie aufgefallen, ich hab Garrett quasi bei Jackie McLean „angehängt“, aber hier ist das echt frappant! Im zweiten Stück („Dance, World, Dance“ – auf dem Tray auch mit Kommas, aber vorn auf dem Cover halt nicht) steht dann Herbie Nichols Pate, eine Art Stop-And-Go-Groove, wie schon im Opener mit zwei Bässen (dann im fünften Track zum dritten/letzten mal), Michael Bowie und Tarus Mateen, dazu die ziemlich trockenen Drums von Yoron Israel … das ist zickig, wirkt frisch, fast ein wenig dahingerotzt, lange im Trio, dann steigen die Bläser ein und wieder spielt Haynes dann das erste Solo. Und auch da fügt er sich perfekt ein, bleibt recht minimalistisch, bevor Blythe mit seinem satten Ton einen Gegenpunkt setzt – und Kendrick hinter ihm ein paar Mal Einwürfe macht, die total nach Randy Weston klingen. Und so geht das weiter … ein phantastisches Debut, das ich erst einiges später entdeckte (mein Einstieg waren die Alben Nr. 2 und Nr. 4, aber erst ca. Mitte der Nuller, schätze ich).

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba