Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Ich ziehe heuten meinen ultimativ faulen Ferientag ein … am späteren Nachmittag geht’s dann in die Oper, bis dahin läuft weiter Barney Wilen, einiges davon schon gestern. Hab nicht alles mit, v.a. nicht „Sanctuary“, das definitiv zu den Highlights des Spätwerks gehört, aber auch nicht „Modern Nostalgie“ und „Essential Ballads“ (von beiden habe ich ich bisher keine physischen Ausgaben aufgetrieben). Nicht in streng chronologischer Reihung (das Osaka-Konzert, vermutlich von 1994 – auf der frz. Botschaft dort und für den Anlass vor allem frz. Songs: „Sous le ciel de Paris“, „Que reste-t-il de nos amours“, „Les feuilles mortes“ … –, kam obendrein erst 1999 heraus).
Das Orgeltrio auf Inside Nitty=Gritty ist bei mir mit den Jahren doch sehr gewachsen – inzwischen wohl meine liebste Aufnahme mit Emmanuel Bex. Es ist eher auf der kühleren Seite des Spektrums, aber sehr klassisch (keine Synthesizer/Midi-Effekte), dass eine Gitarre fehlt, kommt dem Album zu Gute, finde ich (Peter Gritz spielt die Drums).
Le Grand Cirque ist live 1992 beim Rennen von Le Mans entstanden (Wilens Faible für Autorennen sind ja schon vim MPS-Album her bekannt) und das ist ein hervorragendes Dokument mit Motorengeräuschen zwischendurch, einer etwas wie ein Fremdkörper wirkenden Gitarre (Philip Catherine) und einem ebenbürtigen zweiten Bläser, Enrico Rava*, in so guter Form wie der Leader. Palle Danielsson (mit Catherine und Wilen auf „Sanctuary“) ist auch wieder dabei, zudem wieder Gritz.
Dream Time ist ein schöner Duo-Mitschnitt vom Aufritt mit Alain Jean-Marie beim Festival in Cully in der Romandie im März 1991. Kein direktes Lieblingsalbum (da gab es ja neulich via Elemental noch einen Nachschlag aus Montréal).
Auf Talisman hören wir Wilen mehrmals am Barisax und mit einer tollen Rhythmusgruppe: Ira Coleman (b) und Billy Drummond (d). Als Gast taucht Laurent de Wilde ein paar Mal auf (Klavier und v.a. Celesta). Das ist wieder eins dieser inkonsistenten Alben, eigentlich ein Balladenalbum, dem die Rhythmusgruppe zusätzliches Gewicht verleiht.
Das Osaka Concert mit Laurent de Wilde, Gilles Naturel und Peter Gritz ist weiterhin eins meiner Lieblingsalben von Wilen.
Auf New York Romance (Venus/Sunnyside) kriegt Wilen wieder eine hervorragende US-Band an seine Seite: Kenny Barron, einmal mehr Ira Coleman und Lewis Nash. Mich dünkt aber, man wollte hier zuviel, reicht bei mir jedenfalls weiterhin nicht für die Favoriten. Wilen wechselt zwischen Tenor-, Sopran- und Barisax … zu den Höhepunkten zählt die Moritat aus „Mack the Knife“ im langsamen Tempo am Sopransax. Lewis Nash spielt zwar wie üblich toll, aber ich habe nicht den Eindruck, dass Wilen sich darauf wirklich einlassen mag – vielleicht ist das ein Beispiel, wo die Summe etwas weniger ergibt als ihre Teile?
Ein schöner Karriere-Ausklang dann wieder mit Rava: Passione. Zum Einstieg gibt es „Jitterbug Waltz“ von Fats Waller, für Venus aber mit der eigenen Band (Alain Jean-Marie, Gilles Naturel, Philippe Soirat), auch hier Balladen, wieder Weill („My Ship“), Traditionelles („Bella Ciao“) … schön, aber auch kein Lieblingsalbum (gab’s 1996 – und 2021 wieder – auch als Vinyl mit acht Stücken in anderer Reihenfolge, die CD-Ausgaben haben elf Tracks). Das war neben „New York Romance“ soweit ich mich erinnern kann mein erstes Wilen-Album – danach folgten dann aber auch schon frühe Highlights: „Tilt“ und „Barney“ in der erweiterten Doppel-CD-Ausgabe.


*) Was natürlich gleich die Frage aufwirft, was denn mit den Italienern in den 90ern so lief: Trovesi, Gaslini, Schiaffin usw. – muss ich zuhause dann mal gucken, was so da ist – ich glaub nicht sehr viel.

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