Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

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gypsy-tail-windWas den Rest angeht (auch das Mäkeln auf hohem Niveau, das ist natürlich so!), ich bin in Ferien-, nicht in Schreiblaune (und am Ende auch nur so halb in Ferienlaune, wegen Umständen), ich mag da jetzt nicht zu sehr vertiefen die Tage, pardon. Es ist aber auch tatsächlich so, dass ich bei den Stücken von Mseleku nicht recht dahinterkomme, warum die interessant sein sollen, sie sprechen mich oft nicht sehr an. Aber wie gesagt: ich habe ihn in den 90ern komplett verpasst, die ersten Alben wohl so vor 10 Jahren nachgeholt und die allmähliche Annäherung läuft immer noch. Das Solo-Album ist von den ersten dreien definitiv mein grosses Highlight, die anderen funktionieren auf Albumlänge nicht so recht für mich. Und das hat eben wirklich in erster Linie mit dem Material zu tun … wo ich die Acid-Jazz-Verbindung höre, kann ich auch nicht so genau festmachen, aber ich glaube an einer Mischung aus den Rhythmen (auf dem Debut gibt es gerne mal binäre leichte Hi-Hat-Beats) und den … Tonalitäten/Klangfarben, die irgendwie nicht rund und voll klingen (was jetzt z.B. eine meiner Erwartungen an südafrikanischen Jazz ist, die eigentlich nie enttäuscht wird) sondern etwas schneidig, etwas (zuge)spitz(t)? Ach, wäre es doch nur einfacher, solche Dinge zu formulieren! Und klar, zur Klammer, dem Sound südafrikanischen Jazz‘: Mseleku macht halt keinen, das weiss ich auch längst – aber ganz davon weg komme ich im Denken/Hören/Beurteilen davon noch nicht – muss ich aber auch nicht ganz, denn es gibt ja schon ein paar direkte Verbindungen (und sein letztes Album, dass dann voll in die Ecke gehört und auch voll so klingt – das ist mir dann tatsächlich rein intuitiv schon mal viel näher als alle Alben davor). So, doch noch einen halben Erklärungsversuch hingekriegt vor der Siesta

danke ;-) wie mseleku jetzt im südafrikanischen jazz einzuordnen ist, kann ich viel schlechter beurteilen als du, ich fänd es aber schon mal interessant zu überlegen, wie der spezifische stilmix sich bei ihm zusammensetzt und warum – war die szene in den 80ern in london so vital und interessant, dass sie ihn so derartig stark inspirieren konnte? die anders swingenden grooves auf CELEBRATION hör ich natürlich auch, muss aber auch dabei denken, dass marvin smitty smith zu der zeit m-base-patterns quasi im alleingang erfunden hat bzw. sich mit notierten schlagzeugfiguren beschäftigt hat, wobei sein job bei coleman u.a. ja eigentlich war, diese wieder swingen und organisch klingen zu lassen, was er hier, bei mseleku, unglaublich toll hinkriegt, finde ich (ich finde das wirklich infektiös). in diesem sinn ist das was modernes, neues, und vielleicht tatsächlich was, was smith hier von sich aus beisteuert – acid jazz ist für mich aber was anderes, club-musik, starre simple grooves, die mit jazzimprovisation quasi aufgepeppt werden (courtney pine bei soul II soul usw.), hier ist das doch total organisch verbunden, wie du ja auch sagst, eher latin jazz (was als kategorie auch nur so halb passt). und eben nicht cool & lounge, sondern heiß, treibend, das geht ja alles richtung coltrane am ende und tyner ist sicherlich mselekus größter einfluss.

ich kann verstehen, dass einen das nicht anspricht, oder das man an einzelheiten kritik festmacht, aber ich denke, wir sind uns trotzdem einig, dass mseleku eine einzigartige, sehr profilierte stimme war, die da ende der 80er plötzlich auftauchte. also: kein guter handwerker, der so perfekt in seiner zeit sitzt, und das eine oder andere gute album aufgenommen hat, wenn die rahmenbedingungen stimmten. sondern tatsächlich eine stimme. (oder hör das nur ich so?)

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