Antwort auf: ROLLING STONE im Juni 2022

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bullschuetzIch sehe ja ein und akzeptiere, dass der RS ein Special-Interest-Magazin für Männer über 60 ist, aber 13 oder 14 Seiten Stones und Beatles respektive Macca finde ich dann, bei allem Respekt für Rentnerbelange und ohne altersdiskriminatorisch klingen zu wollen, doch ein bisschen Nostalgihardcore. Zumal der Stones-Text nicht nur aufgrund seiner Überlänge zum Gähnen ist. Nochmal das Beatles-vs-Stones-Brav-gegen-Rebellisch-Fass aufmachen, nochmal erzählen, dass Musiklehrer das einst für Hottentottenmusik hielten? Oah. Lustig hätte ich es allerdings gefunden, wenn ein ambitionierter Grafiker ein zeitdokumentarisch quasifaksimile-pseudoauthentisches Beatles- und Stones-Zeugnis aufgrund der im Text luxuriös reichhaltig dargereichten historischen Schulnoten erstellt hätte. Interessanter ist der McCartney-Text, der nicht einfach zum trillionsten Mal historisch-zeitgenössische Einordnungen widerkäut, sondern sie einer heutigen Revision unterzieht und dabei zum Beispiel in Sachen Linda-Einfluss zu interessanten und durchaus nachvollziehbaren Neubewertungen wider die damals latent die Rezeption prägenden Misogynie kommt, anstatt sich in dieser mittlerweile längst komplett erkenntnisgewinnbefreiten und brutal redundanten „Opa erzählt von früher“-Zeitzeugenhaltung zu ergehen. Das mag bei weniger bekannten und auserzählten Gruppen anders sein – aber über die Beatles und Stones kann man, finde ich, ernsthaft heute wirklich nur noch schreiben, indem man die Tatsache produktiv macht, dass wir aus dem dritten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts, mit unseren Erfahrungen diese Musik hören und nicht so tun, als hätte es die vergangenen 50 Jahre nicht gegeben.

Sehr treffend! :good:

 

https://www.zeit.de/kultur/2022-06/rock-am-ring-festival-maenner-bands-frauenanteil

 

 

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