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Anonym
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Wenn es um Pop geht, aktuelle Musik, den Geist des Moments, Veröffentlichungen von heute morgen, auf die es heute Mittag bereits Echo gibt, dann ist halt die „gedruckte Monatsschrift“ (die aufgrund der Produktionsbedingungen auch noch mit Deadlines arbeiten muss) das denkbar ungeeignetste, weil ein sehr schwerfälliges Format. Dasselbe gilt ja auch für Vinyl: ein langer, beschwerlicher Weg vom künstlerischen Urknallmoment zur Veröffentlichung. Die Gegenwart ist halt nun mal digital: Be! Here! Now! Das ist ein wichtiger Aspekt der Popkultur, und deshalb gilt: „Digital ist besser.“
Darum geht es aber, glaube ich, beim RS nicht. Er richtet sich an eine Zielgruppe, die noch in einer durch und durch analogen Welt sozialisiert wurde, längst nicht mehr das Bedürfnis hat, jede hippe Neuveröffentlichung sofort zur Kenntnis zu nehmen, dafür aber für die historischen, nostalgischen und musealen Aspekte von Rock- und Popmusik empfänglich ist.
Insofern ist ein Stones-Artikel, der zum hundertsten Mal Beatles vs Stones aufwärmt und die popkulturelle Ignoranz von Musiklehrern in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts anprangert, verkaufstechnisch wohl gar nicht so falsch.
Und warum auch nicht? Ein Teil von mir tickt ja selber so. Nur gefallen mir persönlich dann doch die RS-Ausgaben besser, die eine mich stärker anregende Balance zwischen solchen Western von Gestern und dem popkulturellen Heute hinkriegen.
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