Antwort auf: Konzertimpressionen und -rezensionen

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gruenschnabel

Registriert seit: 19.01.2013

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clasjaz

gruenschnabelSehe ich auch so. Wenn man Musik generell einen suggestiven Wesenszug zuschreiben möchte, hat das für mich zwei weitere Konsequenzen: Dieser suggestive Wesenszug offenbart sich einerseits mit jeder Einspielung und Aufführung individuell unterschiedlich. Andererseits würde ich ihn dann grundsätzlich allen Künsten zuschreiben, nicht nur der Musik.

Sehe ich, höre ich nicht so. Es ist auch nicht höflich, über nicht einmal vorhandene Banden zu spielen: Ich habe nicht von suggestivem Wesenszug gesprochen. Das ist eine Weise zu sprechen, die geradewegs aus dem Ende des 19. Jahrhunderts stammt und so ungefähr noch bis in die 70er-Jahre des folgenden reichte. Nicht meine Sache. Mag sein, dass dieser Wesenssprech bei Wagner sehr deutlich ist, warum führst Du ihn, @gruenschnabel, also fort? Dieselbe Rede: „offenbart sich“. Nix offenbart sich, und nichts „scheint auf in der Lichtung der Wahrheit“ (das ist ein Anspieltipp für Heidegger, den man nicht braucht, aber so sprichst Du eben). Das ist für mich Gerede.
Zu den Konsequenzen. Ad 1: Geht in Ordnung. Ad 2: Da würde ich schon Unterschiede machen. In der Sprache, vulgo Poesie usw., sind die Möglichkeiten, sich der Suggestion zu widersetzen, viel größer als in der Musik. Weil sie Reflexion herausfordert und nicht suspendiert. Das wäre für mich eine Diskussionssache bei Wagner: Diese unsäglichen Texte, auf die er viel Wert legte und das ganze Brimborium.
Ich glaube nicht, dass wir uns da irgendwie verständigen können; enttäuschend finde ich, wenn jemand wie Du @gruenschnabel nicht die Zeit findest, mehr zu sagen, von dem , was Du weißt.

Ein Déjà-vu. War ja bereits ein paar (wenige) Male so, dass du deine Unzufriedenheit über mein Geschreibsel zum Ausdruck bringst und ich Probleme damit habe, dich dabei zu verstehen. Ich halte aber gerne ausdrücklich fest, dass meine Überlegung zum Aspekt der Suggestion sich offenbar nicht auf dein Posting beziehen lässt. Wenn du darin eine Unhöflichkeit gesehen hast, dass ich diesen Aspekt unter inhaltlich falschen Voraussetzungen aufgenommen habe, entschuldige ich mich gern.
Mit Blick auf meine veraltete Ausdrucksweise kann ich leider nur hilflos deine Frage entgegennehmen. Ich schreibe, wie mir der grünschnabel gewachsen ist. Aber sicher nicht von Wagner geprägt – dafür habe ich, wie andere hier auch, einen zu großen Bogen um seine Schriften gemacht. Und ich gehe mal davon aus, dass eine Ausnahme davon, „Das Judenthum in der Musik“, nicht dasjenige sein kann, was in meiner Sprache widerhallt.
Immerhin kann ich dir bei Punkt 2 womöglich folgen: Das ist ja ein Ding der Künste, dass sie einerseits ein gemeinsames Feld bilden, auf welchem sich auch Verfahren und Prinzipien der verschiedenen Gattungen überschneiden, und andererseits hat jede Gattung natürlich eigene Schwerpunkte und Tendenzen. Und wenn jemand sagt (ich habe verstanden, dass du das nicht getan hast), die Musik sei im Gegensatz zur Literatur eine dionysische Überwältigungskunst, dann böte sich Beispiel um Beispiel an, um eine solche Trennung der Künste zu widerlegen. Aber immerhin die Tendenzen sind unterscheidbar.
Das Letzte verstehe ich wiederum gar nicht. Ich versuche mich daran zu halten, Menschen zu fragen, wenn ich etwas wissen möchte. Gypsy hatte mir hier heute dankenswerterweise eine Antwort auf meine etwas naiven Fragen zukommen lassen (habe ich allerdings erst nachträglich gemerkt, wie naiv sie waren). Ich weiß schlicht nicht, womit ich deiner Enttäuschung hätte vorbeugen können, gehe aber schwerst davon aus, dass sie nicht allzu tief sitzt.

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