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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"
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gypsy-tail-wind Ich hab ehrlich gesagt seit geschätzt so 1994 einen Bogen um „Friday Night“ gemacht – meine Erinnerung sagt mir, dass ich das inhaltsleeres Wohlklang-Gefrickel fand, viel zu oft auf den Effekt aus. Aber das ist ja wohl wie mit Garbareks Hausfrauen-Esoterik: es gibt unzählige glänzende Augen, wenn davon die Rede ist. Und das ist ja auch nichts, was ich verurteilen möchte. Ich hatte einfach nie das Bedürfünis, mich mit Di Meola auseinanderzusetzen, mit McLaughlin auch nur sehr am Rande … falls es den ultimativen Paco de Lucia-Tipp gäbe, würde ich da ev. mal reinhören mögen ….
Guten Morgen @ „gypsy“,
ich halte bekanntlich in mehreren Musikbereichen Abstand zu der (elektrischen) Gitarre, aber diese Scheibe nun auch noch als „inhaltsleeres Wohlklang-Gefrickel“ bezeichnet zu sehen schmerzt .
Im Jahr 1980 hatten viele (=jene welche zu diesem Zeitpunkt bereits bewusst Musik hörten) bereits „blutende Ohren“ vom Einfluss und der Überpräsenz der Elektrischen Gitarre. Schon zuvor hatte sich Spezialisten wie Paco de Lucia oder die ECM Stallgefährten Ralph Towner bzw Egberto Gismonti als „Akustiker“ eine stetig wachsende Fangemeinde aufgebaut.
Nun schien die Zeit für ein „Crossover Projekt“ gekommen, in welchem der akustische Flamenco Poet Paco de Lucia mit veritablen E-Meistern mal „unplugged (so hätte es dann eine Dekade später geheissen) aufspielt.
Das Projekt verlief durch die beteiligten Egos bzw Starallüren alles andere als friktionsfrei und doch war das musikalische Ergebnis gemeinschaftlich.
Natürlich lassen sich die Egos auch in der musikalischen Umsetzung nicht unterdrücken und insbesondere auf den beiden Trio Stücken ist partiell jede Menge „Verkehr“. Es sind für mich aber die drei Duo Stücke, welche aufhorchen lassen und hier dann wieder besonders das Lucia/Di Meola Feature „Mediterranean Sundance“ und die Interpretation der Egberto Gismonti Komposition „Frevo Rasgado“ durch de Lucia/McLaughlin.
Ich bin im Erscheinungsjahr mit einem musikbegeisterten Studienkollegen durch sozusagen „flamencovertiefte“ Territorien Spaniens gereist und selbst für die hohen lokalen Ansprüche an die akustische Gitarre vorort (nicht zu reden vom Gewicht der sog. „Reinheit“ des Flamenco) fand diese Scheibe Anerkennung bzw doch zumindest Akzeptanz.
Aber gut, das ist Geschichte.
Natürlich jedem/-r sein/ihr eigener Gschmack. Aber nachdem hier im Jazzforum ja „offene Ohren“ verkehren und gar nicht so selten dezidierte Begeisterung/Superlative für (zumindest aus meiner Sicht) durchschnittliche Aufnahmen Platz greifft/findet, wird wohl dann auch ein respektabler Zu-/Umgang mit „Friday Night In San Francisco“ möglich sein.
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)