Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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@vorgarten Ich hatte neulich ja nochmal um Connick-Empfehlungen gebeten (glaub ohne dich zu taggen und das ging dann wohl unter, weil hier gerade so viel los ist). Ist „25“ denn ein Album, das du zum Einstieg empfehlen würdest?

Gestern zur Nacht:

Randy Weston – Marrakech in the Cool of the Evening | Das Nebenprodukt einer Session mit dem Master Musicians of Jajouka, bei dem Weston auch kurz vorbeischaut (mässig erfolgreiches Album für mich, ist mir auf Dauer schon etwas zu eintönig, ich hab da keinen richtigen Zugang). Dieses Nebenprodukt, das quasi in Echtzeit entstanden ist, im Ballsaal des La Mamouonia Hotels in Marrakech („directly onto 2-trak digital tape … on September 28, 1992 between 7 p.m. and 8:30 p.m.), dieses Nebenprodukt ist in meinen Ohren nichts weniger als eins der grossen Piano-Solo-Alben des Jazz. Immer wieder umwerfend, bei mir seit Jahren unangefochten ganz oben. Weston spielt eher nicht die grössten Hits, öffnet mit Nat Coles „In the Cool of the Evening“, verneigt sich mit zwei „Portrait of“s vor Billie Holiday und Dizzy Gillespie (ein siebeneinhalbminütiges Medley mit „A Night in Tunisia“, Woody’n You“, „Con Alma“ und „Tin Tin Deo“), dazwischen gibt es „Two Different Ways to Pay the Blues“, dann folgt eine ganze Reihe Originals, die nicht sehr vertraut sind: „Lisa Lovely“, „Uli Shrine“, „Blues for Elma Lewis“, „Ballad for T.“, „Valse Triste Valse“, „Where?“ (das ist vom gleichnamigen Ron Carter-Album bekannt), „Let’s Climb a Hill“, zum Ausklang dann nochmal zwei Fremdkompositionen, Wallers „Jitterbug Waltz“ und Stayhorns „Lotus Blossom“, die ein letztes Original umrahmen, „Blues for Five Reasons“.

Helen Merrill – Carrousel | Jetzt Orchestrales von Helen Merrill – gegen Ende ihres Laufs für Gitanes entstand im März 1996 in Helsinki dieses Album, auf dem sie neun Songs von Heikki Sarmanto singt (die Texte – nicht von Sarmanto – sind entweder englisch oder in einem Fall ins Englische übertragen) – eingestreut sind zwei Instrumentals von Torrie Zito, der die Tapiola Sinfonietta dirigiert und natürlich wieder einmal alles arrangiert hat. Juhani Aaltonen ist der meistgehörte Solist – an der Flöte, am Sopran- und am Tenorsaxophon, im Opener ist Jaako Salo am Akkordeon zu hören. Neben dem Orchester (7-6-4-3-2 für die Streicher, dazu fl/picc, ob/enh, cl/bcl und bsn und drei Hörner) gibt es eine kleine Jazzcombo und weitere Musiker*innen: Pentti Lahti (reeds), Laura Hynninen (harp), Sarmanto (fender rhodes, celesta), Tapio Aaltonen (perc), Juha Björninen (g), Pekka Sarmanto (b), Terry Clarke (d). Ich finde das ein sehr schönes Album, das sich gut in die anderen einreiht: ein anderes Konzept, anderes Material, das klingt zwischendurch eher nach Kunstlied, Chanson oder Pop als nach Jazz, ist sehr geschmackvoll gemacht – und natürlich ist Helen Merrill ohne Fehl und Tadel. Das oben ist wohl die erste Ausgabe noch von 1996, meine CD ist die unten, 1997 erschienen (beide Finlandia Records).

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba