Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Das leuchtet mir für Moore sehr ein – ohne dass ich genau sagen könnte, weshalb. Er klingt im Vergleich mit Leuten wie Redman oder Turner halt sehr erwachsen. Ich überlege immer noch, wie ich ihn mit Branford Marsalis vergleichen kann, aber das geht irgendwie nicht. Ganz so, wie seine Sidemen halt zu den Konservativen gehören, greift er auch nichts aus anderen damals aktuellen Stilen auf. Er lässt es auch mit dem Funk und so (bei Silver war er ja) ziemlich bleiben, was auch damit zu tun haben dürfte, dass ich Bennie Green hier lieber höre als auf dem einen mir bekannten seiner Blue Note-Alben („Kaleidoscope“), wo er für meine Ohren manchmal in die Falle des generischen (Hard Bop-)Funk fällt (was J. Redman dann ja quasi zu seiner Nische/Besonderheit machte, aber er schaffte es, seinen entsprechenden Tunes einen kontemporären Anstrich zu geben). Interessant, das alles, auch wenn ich’s alles nicht recht zu greifen kriege.

Jetzt daher was ganz anderes, es gab ja in den 90ern auch noch Veteranen aus einer noch früheren Ära:

Sir Charles Thompson Trio – Robbins‘ Nest | Gestern jährte sich zum 70. Mal die Aufnahme von „Flying Home“ von Lionel Hampton, mit dem unsterblichen Solo von Illinois Jacquet. Seine Komposition „Robbins‘ Nest“ war Teil einer späteren Jacquet-Session mit Thompson 1947 („Flying Home“ nahm Jacquet schon 1945 auch mit Thompson am Klavier selber wieder auf). Thompson lebte von 1918 bis 2016, ein echter Langstreckenläufer, der dabei beeindruckende Credits sammelte – darunter auch im April 1941 die letzte Session von Hampton für Victor (die nächste, die erste für Decca war dann die erste von Jacquet, der andere Tenorsaxer war Dexter Gordon). Thompson hat mit Charlie Parker aufgenommen, mit mit Swinggrössen wie Coleman Hawkins oder Buck Clayton, aber auch mit Screamin‘ Jay Hawkins. Er ist auf Blue Note-Sessions von Ike Quebec und Dodo Greene dabei, und auf einer der nicht erfolgreichen von Dexter Gordon (eine Viertelstunde von „Landslide“).

Hier gibt es ein klassisches Trio mit Eddie Jones und Lisle Atkins am Bass sowie Eddie Locke am Schlagzeug, in „I Love My Baby“ hört man Thompson auch singen – das Stück ist eins der drei Originals hier, neben dem Titeltrack ist auch noch „For the Ears“ zu hören, ansonsten gibt es Standards von „I Don’t Know What Love Is“ bis „Centerpiece“, den Basie-Groove hört man nicht nur in „Corner Pocket“ oder „Tickle Toe“ sondern auch in „Solitude“. Sehr schönes Album. Aufgenommen am 31. Juli 1993 in New York (ich hab die deutsche Bellaphon-Ausgabe).

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