Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Connick ist ja jemand, für den du immer mal wieder eine Lanze brichst … aber auch eine der „BFT-Aufgaben“, die ich nie gemacht habe. Magst du noch ein oder zwei Empfehlungen geben?

Wegen Allison, da gehen die Meinungen wohl eh ziemlich auseinander. Ich kenne v.a. die frühen Sachen etwas besser und mag die Live-Aufnahmen aus London (frühe Nuller) sehr, dazwischen (Elektra in den 80ern, dann Blue Note) muss ich mich wieder mal etwas umhören (ist einiges da, es läuft wohl auch eher drauf hinaus, dass ich die Alben weniger toll finde).

EDIT: mit Mahogany wurde ich nie wirklich warm … und dann ist da ja noch Kurt Elling: sieben Blue Note-Alben von 1995 bis 2003 und damals auch ein halber Hype (?), aber soweit ich damals hier und da ein Stück von ihm hörte, auch eher nicht für mich.

Bin jetzt bei einem Lieblingsalbum aus den 90ern angekommen:

Eddie Harris – There Was a Time. Echo of Harlem | Das ist – nach langen Jahren mit vielen Experimenten und unterschiedlichsten Line-Ups – eine Rückkehr zur klassischen Form. Und zur Bestform. Mit einer exzellenten Band – Kenny Barron, Cecil McBee und Ben Riley – beschränkt er sich aufs Tenorsax, keine Trompete, kein Varitone, kein Gesang, keinen Piano-Einlagen: all das kann super sein, aber ich geniesse es hier sehr, ihn einfach ganz klassisch und sehr ausgiebig hören zu können. Das klingt auch alles ganz toll (Jim Anderson in The Edison Studio, NYC, produziert hat Todd Barkan, executive producer war Makoto Kimata, wohl von Alpha Records, bei denen die Copyrights liegen) und das Material gefällt mir grösstenteils auch sehr gut: epische Versionen von „Historia de un amor“ und „Harlem Nocturne“ (direkt gefolgt von Harris‘ Titelstück), umklammert vom Opener „Love Letters“ und dem Closer „Lover Come Back to Me“, in der Mitte noch „Autumn in New York“, „Photographs of You“ (das andere Harris-Original hier) und „The Song Is You“, das Harris unbegleitet spielt. Und bei allem Klassizismus klingt Harris so erkennbar wie immer, ich habe nie den Eindruck, dass er sich verbiegen oder anbiedern oder besonders brav aufspielen würde – will sagen: ich muss auch nie an die (teils ja echt schönen) Venus-Produktionen denken, die andere US-Saxer um die Zeit aufnahmen, bei denen ich teils die Produktion als so enge Vorgabe erlebe, dass – auch bei den schönsten Ergebnissen – sie wie ein zusätzlicher Musiker im Raum steht, der das Produkt stark prägte. Hier klingt für meine Ohren alles frei, spontan – und zugleich von ähnlicher Brillanz, Tiefe, vergleichbar eindrücklichem Nuancenreichtum, wie ihn Teddy Edwards auf seiner Gitanes-Tetralogie beweist.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba