Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Bei mir auch Shirley Horn, „You Won’t Forget Me“. Allein der Einstieg mit „The Music That Makes Me Dace“/“Come Dance with Me“ haut mich hier schon um: was für ein Steigerungslauf, vom langsamsten Pianissimo hin zur tanzenden Exstase. Und das ist ja erst der Einstieg. Wynton Marsalis‘ Melismen in „Don’t Let the Sun Catch You Cryin'“ sind ganz hübsch aber auch ordentlich generisch – warum holte man nicht jemand wie Olu Dara oder Graham Haynes? Letzterer wäre ja beim selben Label gewesen. Die Antwort mag sein, dass es als besonders toller Marketing-Schachzug erschien, Marsalis und Miles Davis als Gäste auf demselben Album zu haben. Ich glaub ich mag gerade dieses „immer wieder anders präsentiert“-Konzept am Ende weniger. Mal mit Streichern, okay, aber sonst hätte ich auch zehn Alben mit Ables/Williams genommen, und hie und da Buck Hill als Gast, der Homie aus Washington. Hier gibt es dann noch ein Toots Thielemans – im Duo (Horn nur Gesang, er an Gitarre und Harmonica) in „Beautiful Love“, später noch an der Harmonica mit dem Trio. Und auch am Sax sind zwei Gäste dabei, einmal Branford Marsalis und einmal der grad erwähnte Buck Hill – beim Track mit letzterem werden Ables/Williams von Buster Williams/Billy Hart abgelöst, die Horn auch auf einem weiteren Stück begleiten (auf den Stücken mit den Marsalises, Davis und dem Quartett mit Thielemans sind stets Ables/Williams dabei). Aber egal, das Ergebnis ist ganz grosse Klasse, die wechselnden Line-Ups sind eher Farbtupfer, die das gesamte Gefüge ein wenig auflockern als Ablenkung oder Störung.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #152: Enja Records 1971-1973 – 14.05., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba