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carlos walker, a frauta de pã (1975)
dieses unfassbar tolle album gibt es eigentlich nicht mehr, es ist 1975 auf rca victor erschienen, nie wiederveröffentlicht, nie von der quelle aus digitalisiert worden, es gibt ein exemplar auf discogs, man darf 900 euro dafür bezahlen. was man bekommt, wenn man woanders danach sucht, ist ein stark komprimierter rip, von einer schrottigen lp, ohne vorher die nadel sauberzumachen. es gehört zur faszination dazu, dass sich dieses ätherische wunderwerk aus einem digitalen dreck erhebt, nur so halb freischält, nur in spuren überliefert, was mutmaßlich einmal die schönste musik auf erden war. wahrscheinlich verstauben die originalbänder beim esoterisch verschwurbelten walker unterm bett oder es stehen seit 1975 räucherkerzen darauf. oder eine schwüle tropische hitze hat sie langsam zersetzt.
was hört man da, durch die glitches hindurch, außer den zu scharfen s-lauten? verhallte percussion, kleine walzermelodien, eine pastorale stimmung, dann plötzlich, wie ein schock, ein e-bass im dritten stück, dann auch noch schlagzeug, e-gitarre, orgel, mit flangereffekten durch die kanäle gejagt, surreal arrangierte streicher, wie auf einer ausdünstenden urwaldlichtung. der sänger, durchgängig mit kopfstimme fragil zu vernehmen, hat sich scheinbar in einen vorhang eingewickelt oder hockt unter einem tisch, haucht im dunkeln etwas vor sich hin, was nur entfernt mit der band auf der bühne zu tun hat. jeder song ist atemberaubend, man versteht nicht, wie die dinge da zusammenfallen. walker lebt noch, wahrscheinlich in einer selbstgebauten milchstraße, ich kenne das album nur, weil ein stück, das „milchstraße“ heißt, auf einem mixtape von floating points auftauchte, natürlich in der gleichen komprimierten schrottausgabe. man möchte aber auch gar nicht über originale oder authentizität nachdenken, diese musik gibt es nur, weil hörer:innen sie sich erträumt haben.
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