Antwort auf: Geri Allen (1957-2017)

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vorgarten

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gypsy-tail-windauffällig ist, wie lange es dauert, bis mal Liner Notes da sind, in denen es ein paar Worte zu ihr gibt. Das erste solche Album ist „Etudes“, aber da geht es direkt konkret um das Trio und wie es zusammenkam (s.o.), den klassischen kurzen biographischen Überblick gibt es auch dort nicht. Ansonsten eher mal lange Danksagungen (das bleibt bis zum Schluss so) oder auch mal poetische Texte, die die Musik ergänzen, nicht erläutern.
Von Ethan Iverson sollte wohl das Statement hier auch noch prominent platziert werden:

But for now, on the occasion of her 60th, I just wanted to make sure that the official record was correct. In this music, there was before Geri Allen and after Geri Allen. She’s that important.

ich hatte damals auch den eindruck, dass zum 60. geburtstag zum ersten mal so was versucht wurde wie ein erstes resümee ihrer karriere und ihres einflusses – und dann war sie plötzlich nicht mehr da. iversons ständchen zum 60. ist insofern interessant, dass er selbst ja gerade nicht zu den pianisten gehört, die sich auf allen beziehen, er ist ja eher die hersch/mehldau-ecke, wie auf seinem neuen album auch sehr deutlich wird.

(beim thema geri allen gerate ich mit meiner kleinschreibung an grenzen, stelle ich immer wieder fest.)

vor 2 jahren gab es ein (online-)symposium zu geri allen am heyman center an der columbia, das steht z.t. auf youtube; vijay iyer hat seinen vortrag später publiziert, ich komme da leider nicht dran, die einwahl über meine uni funktioniert nicht.

ich versuche mir manchmal vorzustellen, warum geri allen anfang der 80er solch ein novelty act war – klar hat es geholfen, jung, weiblich und gutaussehend zu sein, aber es hat auch was mit ihrem spiel zu tun, ihrer abkürzung waller-nichols-taylor oder so, während eigentlich damals hancock, corea und jarrett die stars waren.

habe vorhin nochmal in ihrem alterssegment geschaut, also pianist:innen mit geburtsjahr mitte 50er, da ist auffällig, wie viele davon schon nicht mehr leben (allen, kirkland, miller, mseleku, ruiz), dann, dass es wirklich wenig vergleichbare ansätze gibt: post-tyner (kenny werner, kirkland, mseleku), post-evans (hersch), miller & roberts als junglöwen, postmoderne spaßvögel wie caine und horvitz… vergleichbar finde ich eigentlich nur rosewoman (die ich nicht gut kenne, die aber in der gleichen szene unterwegs war) und myra melford, gleichalt, lehrer: byard, threadgill, pullen, aber dann doch erstmal mit den weißen jungs unterwegs (ehrlich, douglas). den vergleich mit melford fänd ich überhaupt mal interessant, ich kenne von ihr noch immer nicht viel.

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