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nicht_vom_forum
bullitt Wenn öffentlich Bullshit erzählt wird, kann es dafür anschließend öffentlich Kritik geben. Nur so kann es laufen,
Das funktioniert doch in großem Maßstab nicht. Sei es, weil sich keiner die Mühe macht, sich x Stunden Podcast anzuhören und dann detailliert zu widerlegen (und das jedes Mal) oder weil sich diese detaillierten Widerlegungen dann nur ein kleiner Bruchteil der ursprünglichen Hörer anhört. Zweitens wird diese öffentliche Kritik seitens der Kritisierten dann doch allzu oft als Zensur, Shitstorm oder ähnliches bezeichnet, anstatt dass sich mit der Kritik inhaltlich auseinandergesetzt wird. Dazu kommt dann noch, dass die primäre Aussage immer besser hängen bleibt als die anschließende Widerlegung. Zu diesem Thema gibt es stichhaltige psychologische Untersuchungen. Dann gibt es praktische Aspekte: Das Prinzip „Behauptung – Gegendarstellung“ funktioniert doch schon in der normalen Presse nicht wirklich.
Die Alternative ist, die „Informationssouveränität“ in die Hände einer wie auch immer gearteten Institution zu legen. „Funktioniert“ ja tatsächlich auch besser. China muss sich nicht mit Querdenkern, Klimaaktivisten, Identitätspolitikern oder der Antifa rumschlagen, keine Echokammern ertragen, keine Polarisierung und auch die Corona-Politik läuft geschmeidig durch. Ich bevorzuge es aber weiterhin unbequem.
herr-rossi
Wenn Du sagst, jeder mit etwas Medienkompetenz könne sich informieren, was Bullshit ist und was nicht, setzt Du aber stillschweigend voraus, dass es durchaus Medien gibt, die bewerten, gewichten und „betreuen“, welche Informationen vertrauenswürdig und welche Meinungen fundiert sind. Und ohne die würden wir wahnsinnig werden im medialen Dauergeschnatter. Jedes Format setzt Entscheidungen voraus, welche Inhalte und Personen man Sendezeit oder Zeilen gibt, und was nicht stattfindet. Jede Redaktion „betreut“ bzw. kuratiert das, was der Hörer und Leser rezipiert.
Na klar, ich setzte auf eine funktionierende Medienlandschaft, die sich im Gleichgewicht hält. Ich arbeite für die „Mainstreammedien“ und muss auch damit leben, dass ich je nachdem Mails von Reichsbürgern oder Hambacher Forst-Aktivistinnen bekommen oder sich über den Chefradakteur der Staatssekretär von Olaf Scholz beschwert, dass ich eine Zahl falsch zitiert habe. Dass jeder jedem auf die Finger schaut und das auch kundtun kann und darf, ist doch prima. Und wie gesagt, im Beispiel Joe Rogan funktionieren auch Podcasts untereinander als Korrektiv, selbst innerhalb des Spotify-Universums. Ichs sehe da keinen Anlass für diesen Kulturpessimismus.
Und durch den vergoldeten Exklusivvertrag hat Spotify sich Mitverantwortung erkauft für das, was Rogan über den Stream bringt.
Das ist ja tatsächlich ein spannender Punkt. Wie viel Einfluss sollten die Streaminganbieter nehmen, wenn sie selbst mit produzieren. Das mit Disclaimern statt mit nachträglicher Löschung von Inhalten zu tun, halte ich für sinnvoll.
Das ist erstmal mein ganz eigener Gedankengang angesichts der Fakten, die hier in letzter Zeit zutage kamen – und wenn andere zu ähnlichen Schlüssen kommen, ist ja vielleicht etwas dran. Ich verstehe jedenfalls nicht, warum Du den Zusammenhang so vehement negierst.
Ich will es gar nicht grundsätzlich negieren oder mich zum Anwalt von Spotify machen. Mich interessiert es tatsächlich auch. Denn wenn es da diese Korrelation gäbe, wäre es in der Tat bedenklich. Aufgrund der enormen Reichweite der großen Podcasts, sehe ich das nur nicht. Ich denke, Podcaster haben nur die besseren Möglichkeiten sich dem Markt und den neuen Gegebenheiten anzupassen. Sie können ihren Content exklusiv anbieten und sind so für Streamingdienste besonders interessant, weil diese damit ihr Portfolio entscheidend ausbauen und unterscheidbar machen können. Dadurch könnten sich die Investitionen durchaus rechnen. Dass Musik zum ohnehin vorhandenen Beiwerk verkommt, könnte sich aber auch wieder ändern. Wer weiß, vielleicht hat Neil Young nur den Anfang gemacht. .
Vielleicht beißt Du Dich zu sehr an dem Podcaster vs. Musiker-Ding fest.
Das ist in der NY-Debatte ja kein unwichtiger Punkt…
Die Entscheidung, den Produzenten von Inhalten welcher Art auch immer weniger zu zahlen als andere Wettbewerber, ist eine Ausnutzung der Marktführerschaft. Spotify weiß, dass die Creator es sich nicht leisten, nicht auf Spotify zu sein (siehe oben). Man schöpft also an einer Stelle mehr Geld ab, wo es den „kleinen“ Produzenten zu gute kommen könnte, wirft aber eine gewaltige Summe einem einzigen Creator hinterher (und vermutlich noch ein paar anderen), der ohnehin schon einer der erfolgreichsten ist, weil das eben noch mehr Einnahmen verspricht – die den „Kleinen“ aber nicht zugute kommen. Wie offensichtlich kann ein Zusammenhang denn noch sein? Das ist Kapitalismus at work.
Naja, Spotify ist ja kein Monopolist. Sie haben zwar (noch) einen Marktanteil von 31 %, aber sie konkurrieren mit Google, Amazon und Apple. Da sehe ich keinen so wahnsinnig großen Spielraum die Musikindustrie langfristig zum Spielball der eigenen Interessen zu machen.
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