Antwort auf: Musik-Streaming-Dienste: Spotify, Deezer, Qobuz, Tidal, etc.

Startseite Foren HiFi, Anlagen, Technik und Games Computer: Hard- und Software Musik-Streaming-Dienste: Spotify, Deezer, Qobuz, Tidal, etc. Antwort auf: Musik-Streaming-Dienste: Spotify, Deezer, Qobuz, Tidal, etc.

#11716355  | PERMALINK

herr-rossi
Moderator
-

Registriert seit: 15.05.2005

Beiträge: 87,152

bullittKeine Ahnung, aber selbst wenn, kann doch der Bildungsgrad des durchschnittlichen Rogan-Hörers kein Maßstab sein. Ich möchte nicht auf Dinge verzichten, für deren Konsum manche zu doof sind. Wenn öffentlich Bullshit erzählt wird, kann es dafür anschließend öffentlich Kritik geben. Nur so kann es laufen, nicht über betreutes oder zensiertes Hören, Schauen oder Lesen.

Wenn Du sagst, jeder mit etwas Medienkompetenz könne sich informieren, was Bullshit ist und was nicht, setzt Du aber stillschweigend voraus, dass es durchaus Medien gibt, die bewerten, gewichten und „betreuen“, welche Informationen vertrauenswürdig und welche Meinungen fundiert sind. Und ohne die würden wir wahnsinnig werden im medialen Dauergeschnatter. Jedes Format setzt Entscheidungen voraus, welche Inhalte und Personen man Sendezeit oder Zeilen gibt, und was nicht stattfindet. Jede Redaktion „betreut“ bzw. kuratiert das, was der Hörer und Leser rezipiert. Und durch den vergoldeten Exklusivvertrag hat Spotify sich Mitverantwortung erkauft für das, was Rogan über den Stream bringt. In einer Situation, in der „Bullshit“ eben nicht nur dem Entertainment einer aus anderen Quellen gutinformierten Hörerschaft dient, die sich den Spaß nicht verderben lassen möchte, sondern im großen Maßstab den Umgang mit einer Pandemie beeinflusst und dafür gesorgt hat, dass ein großer Teil der Bevölkerung den Bullshit für die Wahrheit hält, ist das, was Rogan da zulässt bzw. betreut, nicht mehr unschuldig. Dass Neil Young in einer solchen Situation nicht mehr auf einer Plattform vertreten sein will, die so etwas mitfinanziert, ist eine Entscheidung, die ich nachvollziehen kann. Allerdings können er und Joni Mitchell sich diese Entscheidung auch leisten. Ich habe jedes Verständnis für Künstler, die am Beginn oder mitten in ihrer Karriere stehen, dass sie es sich nicht leisten könnten, ihr Material von Spotify zu nehmen, selbst wenn sie die Kritik teilen.

Was willst du damit andeuten? Dass Spotify die Hosts seiner exklusiven Podcasts gegenüber Musik-Acts übervorteilt? Dass Spotify letzteren so viel ausschütten sollte, wie die Konkurrenz es tut, ist glaube ich allgemeiner Konsens hier. Aber in welchen Zusammenhang die Investitionen in Podcatsts stehen sollen, wüsste ich dann schon gerne etwas genauer. Zahlt Spotify so mies, weil die Kohle in Podcasts fließt oder ist das eine Legende, die sich gerade im Zusammenhang mit dem Rogan-Deal Bahn bricht?

Das ist erstmal mein ganz eigener Gedankengang angesichts der Fakten, die hier in letzter Zeit zutage kamen – und wenn andere zu ähnlichen Schlüssen kommen, ist ja vielleicht etwas dran. Ich verstehe jedenfalls nicht, warum Du den Zusammenhang so vehement negierst. Vielleicht beißt Du Dich zu sehr an dem Podcaster vs. Musiker-Ding fest. Die Entscheidung, den Produzenten von Inhalten welcher Art auch immer weniger zu zahlen als andere Wettbewerber, ist eine Ausnutzung der Marktführerschaft. Spotify weiß, dass die Creator es sich nicht leisten, nicht auf Spotify zu sein (siehe oben). Man schöpft also an einer Stelle mehr Geld ab, wo es den „kleinen“ Produzenten zu gute kommen könnte, wirft aber eine gewaltige Summe einem einzigen Creator hinterher (und vermutlich noch ein paar anderen), der ohnehin schon einer der erfolgreichsten ist, weil das eben noch mehr Einnahmen verspricht – die den „Kleinen“ aber nicht zugute kommen. Wie offensichtlich kann ein Zusammenhang denn noch sein? Das ist Kapitalismus at work.

Ja, Blödsinn, das kann man doch dann auch einfach so benennen. Es gibt kaum einen Podcast den ich höre, wo ich mir nicht mindestens ein Mal denke, was labert der gerade für ein Blech.

Es ist aber noch etwas anderes, ob man Blech redet, oder – wie im Beispiel – jemanden niederbrüllt und mehrfach beleidigt, der eine andere und auch noch fachlich fundierte Meinung hat. Formate wie das von Rogan sind meines Erachtens mit dafür verantwortlich, dass die Grenzen zwischen Bullshit und Non-Bullshit für viele eben nicht mehr klar sind und sich das Verhältnis zum Teil genau umgedreht hat, das von vielen vor allem das geglaubt wird, was maximaler Blödsinn ist. Wie nvf geschrieben hat und was auch Rebecca Watson sehr treffend analysiert hat: Fachleute ziehen am Ende immer den Kürzeren in der direkten Konfrontation mit der Bullshit-Fraktion, denn die können aus dem Stand Argumente erfinden und Dinge behaupten, die zu widerlegen einen unverhältnismäßig höheren Recherche- und Argumentationsaufwand bedarf. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.

--