Antwort auf: Musik-Streaming-Dienste: Spotify, Deezer, Qobuz, Tidal, etc.

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bullitt

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nicht_vom_forum
Ich meinte eigentlich Deine Aussage, dass die Musiker die Podcaster nicht querfinanzieren. Ich kenne natürlich die Spotify-Interna nicht, aber ich wäre schon davon ausgegangen, dass Spotify als erstes dafür sorgt, dass sich die Investition in die eigenenen, exklusiven Podcasts rechnet (auch mit Hilfe der monatlichen Einnahmen von Leuten, die gar keine Podcasts hören) und erst anschließend der Rest der Einnahmen an die Musiker ausgeschüttet wird. Natürlich ist das einerseits das erstmal eine Vermutung, aber andererseits: Kapitalismus.

Wenn man sich die Zahlen anschaut, die offenliegen, sieht es ja so aus, dass z.B. Rogan als Podcaster mit drei Folgen so viele Klicks generiert wir z.B. Dinosaur Jr. mit ihrem kompletten Katalog in den letzten zehn Jahren zusammen. Keiner bedauert das mehr als ich. In  einer perfekten Welt wäre es andersrum. Nur ist es da aus ökonomischer Sicht doch nachvollziehbar, dass die Investition in Rogan durch Werbung und Abos recht schnell gegenfinanziert werden kann, ohne dass dafür zwingend die Musikacts geschröpft werden müssten. Das schwingt in der Debatte halt immer so mit.

Interessanterweise hat sich Olli Schulz, der fleischgewordene Konflikt des Indie-Musikers, der als Deutschlands erfolgreichster Podcaster bei Spotify ist, gerade heute in der aktuellen Fest und Flauschig-Folge ähnlich dazu geäußert und kritisiert, dass Spotify von einer großen Musikplattform zu einer immer größeren Podcastplattform werden würde. Das Versprechen, dass kleine Künstler mehr Geld bekämen, wenn nur genug Künstler an Bord kämen, sei nicht eingelöst worden, dafür bekäme Rogan 100 Millionen und Harry und Meghan 20. Am Ende stellt er seinen Verbleib bei Spotify infrage. So ehrenwert das ist, dass er sich auf die Seite der Musiker schlägt, stellt sich einfach die Frage nach dem konstruierten Zusammenhang. Verdienen die Podcaster auf Kosten der kleinen Musiker? Oder generieren die Podcaster nicht einfach selbst so viel Reichweite, dass sie die Kosten unabhängig wieder einspielen? Dazu sollten sich Streamingdienste generell mal äußern, das ist ja kein exklusives Problem von Spotify.

Dass es offensichtliche Ungerechtigkeiten bei der Monetarisierung von Content gibt, streite ich nicht ab. Gerade in den letzten Monaten gab es in der Hörspiel-Branche den Fall, dass Spotify einen Machtkampf mit Sony führte. Deren Hörspiel-Label „Europa“ produziert Hörspielfolgen am Fließband. Die großen Serien haben Hunderttausende monatliche Hörer und jede Folge zählt als „Album“, die von Sony seit Jahren ganz clever immer auf 40 Tracks geteilt wurden. Alle paar Minuten willkürlich ein neuer Track, der dann abgerechnet werden konnte und das bei zig Serien mit zig neuen Folgen pro Jahr. Das ist ein Fall, wo Musik einem anderen Medium gegenüber, dass die für Musik angelegte Infrastruktur missbraucht hat, klar benachteiligt wurde. Dem hat Spotify allerdings selbst einen Riegel vorgeschoben und die Tracks auf 25 begrenzt.

Ist ja gut, dass Du Dich auch anderweitig (also im Klartext: überhaupt) informierst, ich glaube kaum, dass das auf den Großteil der Joe-Rogan-Hörer zutrifft. …

Keine Ahnung, aber selbst wenn, kann doch der Bildungsgrad des durchschnittlichen Rogan-Hörers kein Maßstab sein. Ich möchte nicht auf Dinge verzichten, für deren Konsum manche zu doof sind. Wenn öffentlich Bullshit erzählt wird, kann es dafür anschließend  öffentlich Kritik geben. Nur so kann es laufen, nicht über betreutes oder zensiertes Hören, Schauen oder Lesen.

Neil Young hat gefordert, dass sein eigenes Material nicht von Spotify verbreitet werden soll, solange Spotify Joe Rogan eine Plattform bietet. Das als Forderung zu lesen, Joe Rogan aus dem Programm zu nehmen, halte ich angesichts des finanziellen Ungleichgewichts zwischen Neil Young und Joe Rogan für eine gewagte Interpretation.

Naja, ob dieses Ultimatum nun rhetorisch gemeint war oder nicht, die Forderung stand im Raum.

herr-rossi
Auch hier Disclaimer: Ich wollte keinen Gegensatz Musiker/Podcaster/Hörbücher usw. aufmachen, das gehört natürlich alles zu einem Audio-Streamingdienst dazu, und die Wortangebote sind ein Riesenwachstumsmarkt.

Okay, aber das schwingt (nicht nur bei dir, siehe Olli Schulz Zitat oben) immer so mit…

 Spotify entscheidet sich auch dafür, 100 Mio. in einen einzelnen Podcast zu investieren. Ein Unternehmen, zwei Entscheidungen, die zeigen, welche Prioritäten man setzt.

…z.B. hier. Was willst du damit andeuten? Dass Spotify die Hosts seiner exklusiven Podcasts gegenüber Musik-Acts übervorteilt? Dass Spotify letzteren so viel ausschütten sollte, wie die Konkurrenz es tut, ist glaube ich allgemeiner Konsens hier. Aber  in welchen Zusammenhang die Investitionen in Podcatsts stehen sollen, wüsste ich dann schon gerne etwas genauer. Zahlt Spotify so mies, weil die Kohle in Podcasts fließt oder ist das eine Legende, die sich gerade im Zusammenhang mit dem Rogan-Deal Bahn bricht?

Der Gründer und CEO von Spotify entscheidet sich zudem dafür, einen gleichgroßen Betrag in eine AI-Firma für Militärzwecke zu investieren. Warum sollte ich als Kunde nicht sagen – mir gefällt jede einzelne dieser Entscheidungen nicht und in der Summe erst recht, also gehe ich weiter zum nächsten Anbieter. Das ist meine Business-Entscheidung als Kunde …

Gar kein Widerspruch. Wie gesagt, es gibt und gab immer völlig legitime Gründe dafür, Spotify zu meiden. Rogans Podcast-Folge mit Robert Malone ist halt der mit Abstand nichtigste.

Rogan ist nicht durch Zufall so groß geworden, er bedient verschiedene Sparten. Was Du Dir angeschaut hast, waren die seriösen Gespräche mit Stars. Klar kann er das. Aber selbstverständlich gehört zu Rogans Marke auch das Krawallige und das performativ „Unkorrekte“ (was ja die beste Marketingstrategie überhaupt ist). Es kommt halt auf die Gesprächspartner an. Hier ist z.B. ein bezeichnender Ausschnitt – in einer Folge sprach er, warum auch immer, von angeblich neuentdeckten Riesenaffen, die auch Löwen angreifen, …

Ja, Blödsinn, das kann man doch dann auch einfach so benennen. Es gibt kaum einen Podcast den ich höre, wo ich mir nicht mindestens ein Mal denke, was labert der gerade für ein Blech. Gerade nebenbei läuft beispielsweise ein Podcast mit dem geschätzten Sven Regener, der sich 5 Minuten lang fürchterlich über den Literatur Nobelpreis aufgeregt. Der sei ja nur wegen seines hohen Preisgeldes so beachtet und darüber hinaus völliger Unsinn. Da schüttele ich halt mal den Kopf, finde es aber auch ganz spannend, wie er sich um Kopf und Kragen in Rage redet. Das Ungefilterte ist ja das schöne am Format Podcast. Klar, bei politischen Sachverhalten ist das heikler, aber dann muss es eben anschließend öffentliche Kritik als Korrektiv geben. So lange es nicht justiziabel ist, muss alles gesendet werden dürfen.

Und da haben wir es endlich, dass C-Wort … Was die Medienkompetenz weiter Teile mindestens der US-Bevölkerung angeht, habe ich mit nvf erhebliche Bedenken, die sich ja aggressiv gegen die angeblichen Mainstream Medien abschirmt und jeder Verschwörungstheorie und jedem „Skeptizismus“ gegenüber den Wissenschaften anhängt.

Berechtigte Bedenken, die aber nicht davon besser werden, dass man solchen Leuten versucht jegliche Plattform zu entziehen und sie sich damit zu Verfechtern der Meinungsfreiheit stilisieren können. Das ist dann nämlich schnell ein übler Teufelskreis. Malone sitzt bei Rogan und redet ausführlich darüber, wie er kommentarlos von Twitter gecancelt, ups, sagen wir gelöscht wurde und dann hat er dann plötzlich einen Punkt.

Und nein, Neil Young hat eben nicht dazu aufgerufen, ihn zu „canceln“. Copy & Paste funktionieren nicht, daher bitte die gefettete Passage seines Statements auf seiner eigenen Seite lesen: https://neilyoungarchives.com/news/1/article?id=Spotify-More-Songs-Less-Sound

Das ist ja aber offensichtlich schon eine Reaktion innerhalb der Debatte. Wo steht denn sein Eingangsstatement?

Ein Multimillionär und Meinungsmacher ersten Ranges muss nicht mit Samthandschuhen angefasst werden, der kann kritisiert werden wie jede andere Person des öffentlichen Lebens auch.

Absolut, das habe ich auch nie bestritten. Aber Kritik halt nicht garniert mit der Forderung ihn der Plattform zu verbannen.

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