Antwort auf: EELS – Extreme Witchcraft (E-Works, 28.01.2022)

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jan-lustiger

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Hatte das hier ursprünglich als Replik auf @penguincafeorchestra im Trackrating-Subforum geschrieben, aber inhaltlich scheint es mir hier besser aufgehoben:

penguincafeorchestraKlingt ein bisschen wie ein Restealbum aus der typischen Eels Songstanze. EARTH TO DORA war ein positives Zeichen und hatte starke Songs. Dies ist hier eher weniger der Fall, was jetzt nicht heißen soll, das Album ist schlecht. Erinnert mich etwas an HOMBRE LOBO mit seiner rockigen Geradlinigkeit.

Für ein Trackrating ist es zu früh, aber ich halte Extreme Witchcraft für das beste Eels-Album seit mindestens zehn Jahren (was zugegebenermaßen nicht allzu viel aussagt). Typische Eels-Songstanze würde ich viel mehr mit Earth to Dora in Verbindung bringen. Das war zu einem großen Teil Eels auf Autopilot, voll mit Songs, die E so schon drei oder vier mal geschrieben hatte. Die Einfallslosigkeit von „I Got Hurt“ und „Waking Up“ ist mE schwer zu überbieten (die letzten vier Tracks finde ich durch die Bank schrecklich), wobei ich aber „The Gentle Souls“, „Are We Alright Again“ und vor allem „Earth to Dora“ gerne mag. Extreme Witchcraft hat – John Parish sei Dank – spannende, verspielte Arrangements, die zwar an Tracks von Souljacker erinnern, diese aber nicht wiederholen. Das Songwriting ist jetzt nicht weiter der Rede wert (was das angeht, erwarte ich von E leider recht wenig dieser Tage), aber solide genug, um nicht vom Gesamteindruck der Tracks abzulenken. Das ist natürlich immer noch sehr sehr weit von einer Großtat wie Electro-Shock Blues entfernt, das im richtigen Moment eine geradezu seelenreinigende Wirkung haben kann, aber es hat mir eine gute halbe Stunde lang ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert.

Den Vergleich zu Hombre Lobo kann ich nachvollziehen – wenn man ihn auf die rockigeren Songs bezieht, die ich aber als die Schwachstelle besagten Albums empfinde. Hombre Lobo ist ja pretty much nach dem Schema bluesige Rock-Nummer melancholischer Pop-Song, bluesige Rock-Nummer, melancholischer Pop-Song… aufgebaut, wobei die Stärken in letzteren („That Look You Give That Guy“, „In My Dreams“, „My Timing Is Off“) liegen. Insofern sehe ich auch eine Verbindung von Earth to Dora zu Hombre Lobo, nur eben bezogen auf die ruhigeren Songs. Nur wo Earth to Dora wie ein Aufguss dieser Songs wirkte, mag ich fast jeden einzelnen Rock-Track auf Extreme Witchcraft mehr als jeden einzelnen Rock-Track auf Hombre Lobo.  Den Setlists der letzten Touren nach zu urteilen, scheint Hombre Lobo für E ohnehin einen hohen Stellenwert zu genießen; da verwundert es nicht, dass es Pate für seine letzten zwei Alben gestanden haben könnte.

***½ für Extreme Witchcraft sind bei mir auf jeden Fall drin.

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