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Alice in Wonderland (Clyde Geronimi et al.; 1951)
Das große Durchschnaufen. Die unmittelbare Zukunft war gesichert und die nächste Veröffentlichung stand ante portas. Cinderella wurde nicht nur zu einem der meistgesehenen Kino-Filme des Jahres, sondern stellte auch die künstlerische Reputation von Walt Disney und seinen Studios mit einem Schlag wieder her. Nach den elenden Kriegsjahren sehnten sich die Leute offensichtlich nach Wärme, Hoffnung und dem Happy End eines Disney-Märchens.
Wonach sie sich anscheinend weniger sehnten, war eine Adaption der literarischen Nonsens-Werke von Lewis Carroll. Das auf dessen beiden Alice-Büchern basierende Alice in Wonderland wurde 1951 zum erneuten finanziellen Verlustgeschäft und kam auch bei den Kritikern nicht gut weg. Selbst im Disney-Lager war man geteilter Meinung und bis zu Walts Tod im Jahr 1966 war dem Film kein weiterer Kino-Run gegönnt – eine sonst eigentlich gängige Praxis bei den Disney-Werken. Erst ab den 70ern erfuhr Alice schließlich eine größere Wertschätzung und obwohl der Film heute allgemein eher nicht zu den großen Klassikern zählt, genießt er doch eine anständige Reputation.
Bei mir sowieso, denn ich zähle Alice in Wonderland zu meinen drei liebsten Werken im großen Kanon. Obwohl die Adaption und die Zusammenstellung der etlichen kleinen Geschichten zu einem kohärenten Film nicht einfach gewesen sein musste und der Überlieferung nach zu einem Konkurrenzkampf unter den Regisseuren geführt haben soll, wer die abgedrehteste Szene im finalen Werk für sich verbuchen konnte, sieht man in jeder Sequenz die Liebe und Hingabe, die in den vielen Jahren der Entstehung für das Projekt aufgewendet wurde.
Alice in Wonderland ist das nächste große Farbspektakel und eine wunderbar exzentrische Angelegenheit, die ihre fantasievollen und großartig ausgestalteten Episoden mit Charme und Witz zelebriert. Dieser in Anbetracht seiner Vorlage logischerweise episodenhafte Charakter mag für viele zwar überfordernd wirken und einen emotionalen Bezug zu den zahlreichen Figuren erschweren, ist für mich aber eine der großen Stärken des Films. Ob man nun bei der Tee-Party vorbeischaut, mit den Blumen singt oder die armen kleinen Austern bedauert – ständig ist alles in Bewegung und verzaubert mit seinem verrückten und überkandidelten Flair. Als würde man den psychedelischen Traum aus Dumbo in ein farbenfrohes und rundum absurdes Werk im Spielfilm-Format gießen. An dieser Stelle möchte ich gleich erneut auf Mary Blair verweisen, deren Illustrationen auch hier wieder einen erheblichen Einfluss auf die künstlerische Gestaltung ausübten.
Für mich ist Alice in Wonderland ungeachtet seines Status eines der ganz großen Meisterwerke der Disney-Studios und ich habe mich umso mehr gefreut, dass sich hier im Thread auch Irrlicht und snowball-jackson als Fans geoutet haben. Diese Zeilen über das fantasievollste und verrückteste Werk im Oeuvre möchte ich euch widmen.
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