Antwort auf: Return of the GrievousAngel: Persönliche Schätze aus der weiten Welt der Kunst

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Saludos Amigos (Norman Ferguson et al.; 1942)

1942. Die Vereinigten Staaten mittlerweile längst im Krieg. Eine sparsame Ära beginnt, gezeichnet von den damaligen Umständen (etliche Mitarbeiter wurden einberufen, die anderen sollten ihre Fähigkeiten zu Propagandazwecken einsetzen) und dem Streik aus dem Vorjahr, der selbstredend nicht spurlos an den Studios vorbeigegangen ist. Die kommenden Jahre waren geprägt von einer Abkehr der bisherigen Erfolgsformel. Statt Spielfilmen im bewährten Format setzten sich die nächsten Werke aus kürzeren Segmenten zusammen, die in ihrer Gesamtspielzeit dennoch für das Kino geeignet sein sollten.

Während in diesen Jahren u.a. berüchtigte short cartoons wie Der Fuehrer’s Face veröffentlicht wurden, war auch die Spielfilm-Abteilung politischen Interessen ausgesetzt. Die ersten beiden der folgenden Filme wurden nämlich von der Regierung in Auftrag gegeben, um als Teil der sogenannten „Good Neighbor Policy“ mit dem mittlerweile schon weltweit an Bekanntheit gewinnenden Walt Disney als quasi-Botschafter die Bindung zu den Staaten Südamerikas zu stärken. So wollte man Einfluss gewinnen und in die offenkundig guten Beziehungen reingrätschen, die von diesen Ländern mit den Nazis gepflegt wurden.

Bereits 1941 machten sich Disney und ein Team aus Zeichnern auf eine Reise, die sie nach Brasilien, Argentinien, Peru und Chile führen würde. Während sich Walt um die förmlichen Verbindlichkeiten kümmerte, machten sich seine Untertanen ein Bild von den Landschaften, aber auch den Menschen und ihren kulturellen Gepflogenheiten.

Saludos Amigos ist der erste jener beiden Filme, die auf den Erfahrungen und Erinnerungen dieser Reise beruhen, verdient mit einer knappen Dreiviertelstunde den Ausdruck Spielfilm fast gar nicht. Dem kürzesten Werk der Hauptreihe wird in dieser auch deshalb eine Sonderrolle zuteil, weil es nicht nur aus den animierten Segmenten besteht, sondern teilweise auch als kurze Dokumentation der Exkursion nach Südamerika bzw. als Reisetagebuch dieser fungiert.

So gewinnt man zwischen den Geschichten von Donald am Titicacasee oder Goofy als argentinischer Gaucho auch Eindrücke von den Ländern und ihren Kulturen in einer Zeit vor weitflächiger Globalisierung. Kulturelle Bräuche werden kurz erklärt, ebenso traditionelle Kleidungsstücke. Obwohl Saludos Amigos allein schon wegen seiner kurzen Spielzeit und in seiner Rolle als erster Segmentfilm nach den frühen Klassikern mit einem Handicap ins Rennen geht, möchte ich an dieser Stelle wirklich eine Lanze für diesen hochgradig unterschätzten Film brechen. Die vier Kurzgeschichten sind allesamt liebevoll und schön gestaltet, die Zwischensequenzen interessant und nach wie vor informativ (wenn auch selbstverständlich etwas veraltet) – am Ende verbleibe ich stets mit dem Bedauern, dass es eben nicht doch noch etwas weitergeht.

The Three Caballeros (Norman Ferguson et al.; 1944)

Der ungleich bekanntere, aber im Vergleich mit den Aushängeschildern des Studios dennoch unter dem Radar laufende große Bruder heißt The Three Caballeros. Der dokumentarische Aspekt ist passé, dafür geht es mitunter knallig, bunt und verrückt zu. Der neue, dritte Caballero im Bunde ist neben Donald und José Carioca, der in Saludos Amigos vorgestellt wird, der mexikanische Hahn Panchito Pistoles, womit auch eine Verbindung zu Mexiko hergestellt wäre, dem der Hauptteil der Geschichte(n) gewidmet ist. Während die ersten Segmente eigene Geschichten erzählen, dominiert dieses Trio den übrigen, größten Teil des Films.

Ich persönlich habe die drei Caballeros als Kind wie alle anderen mir bekannten Werke der Reihe sehr geschätzt, heute denke ich, dass der Film besonders im sich logischerweise aufdrängenden Vergleich mit seinem Vorgänger nicht besonders vorteilhaft gealtert ist. Zwar bin ich ein großer Freund von visuellen Leckerbissen in leuchtenden Farben, die gerne auch über Schwächen im Drehbuch hinwegblicken lassen, aber Three Caballeros merkt man in meinen Augen an, dass man aus dem guten Ursprungskonzept der beiden Filme nicht mehr genug gute Ideen für diesen Spielfilm in voller Länge zusammenkratzen konnte.

Viel wirkt bemüht abgedreht surreal, gegen Ende dann alles künstlich in die Länge gezogen und die ersten Versuche Disneys, Animation mit Live-Action-Szenen zu mischen, mögen historisch zwar bedeutsam sein, funktionieren hier aber noch nicht besonders gut. Und Donald als lüsterner Schürzenjäger auf einem fliegenden Teppich an einem Strand in Mexiko klingt in der Theorie auf alle Fälle um ein Vielfaches lustiger als es die praktische Umsetzung offenbart. Trotz allem ein hübscher Film und wie schon der vorangegangene ein interessantes Stück Animationsgeschichte – am Ende verbleibe ich mittlerweile aber stets mit dem Bedauern, dass es nicht doch schon zwanzig Minuten früher zu Ende war.

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