Antwort auf: ctte gibt Senf dazu – VÖ-Betrachtungen mit leichtem Prog-Überhang

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1. Sylvan – One To Zero

2014 veröffentlichte Peter Thiel seinen Bestseller Zero To One, und beschreibt, welche Bedeutung innovative Technologien in der Zukunft haben sollten, und was sie zu leisten vermögen. Vermutlich deshalb haben Sylvan dieses Album One to Zero genannt. Es geht um eine künstliche Intelligenz, programmiert zur Rettung des Planeten, die eine lange Entwicklung durchmacht, schließlich erkennt, dass der Mensch nicht zu retten ist, und sich in den Urzustand zurückversetzt. Back to Zero also. Keine Science Fiction Story, wo die Maschine außer Kontrolle gerät und alles bedroht, sondern einfach nur an der unlösbaren Aufgabe scheitert.

Wir haben es hier mit einer Zusammenarbeit der beiden führenden deutschen Proggrößen zu tun. Yogi Lang und Kalle Wallner haben Sylvan im eigenen Studio produziert, und auch selbst ein wenig mit musiziert. Und bei deren Label Gentle Art of Music sind die Hamburger ja ohnehin schon länger unter Vertrag.

Die 65 Minuten sind eine wahre Offenbarung. Das Album hält höchstes Niveau, es gibt keinerlei Ausfälle, und was die Musiker individuell abliefern, ist absolute Champions League. Was Sänger Marco Glühmann hier diesmal leistet ist einfach fantastisch. Nie war er auch nur annähernd so variantenreich, so glasklar, so ausdrucksstark. Nie zuvor saßen Gitarren und Keyboards dermaßen auf den Punkt. Balladen („Encoded at Heart“ ist überirdisch) und ruhigeren Passagen sind ungemein bewegend, kräftigere Klangwände laufen messerscharf und transparent. Und das Maschinenthema wird spielerisch und wie selbstverständlich mit eingewebt.

Eigentlich haben Sylvan ihr Referenzalbum bereits vor 15 Jahren veröffentlicht, aber die Geschichte muss man wohl jetzt umschreiben. „Posthumous Silence“ war damals der großen Wurf, und ist eigentlich auch gut gealtert. Aber hier ist nicht nur das Material ähnlich stark, sondern die Band hat sich einfach weiter entwickelt. Sie ist jetzt künstlerisch auf einem noch höheren Level.

Cover und Artwork sind übrigens auch sehr schön geworden, so dass hier wirklich eine Vollbedienung gelungen ist. Und die kreativen Köpfe von RPWL haben hier etwas so Großes geschaffen, wie sie es mit ihrer Hausband nicht schaffen werden. (4,9)

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