Antwort auf: Umfrage: Die 20 besten Tracks von Bob Dylan

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wahr

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lotterlotta Für mich wird Gesang zum Problem, wenn der Sänger vermeintlich etwas mitzuteilen hat, er aber überhaupt nicht mehr verstanden wird! Ich übertreibe jetzt mal in Bezug auf Dylan, für mich vernuschelt er in ca.20-25 % seiner Alben die Texte, bei seinen Konzerten ist das teilweise noch häufiger der Fall, sodass man das Gefühl bekommt, er kennt seine eigenen Texte nicht mehr, wobei man ja weiß, dass er diese gelegentlich tatsächlich etwas variiert. Mein Eindruck der letzten Jahre ist zumindest der, dass es live noch schlechter geworden ist, seit dem er keine Gitarre mehr spielen kann. Auf den Platten ist es allerdings im Gesang für mich wieder etwas deutlicher geworden, wenn auch immer noch wechselhaft, auf der Bühne hat das alles schon etwas von einer alten Nebelkrähe, die kurz vorm Absterben ist….womit Gipettos Schwester mit ihrem Eindruck dem recht nahe kommt!

 

Es steht ja nirgends geschrieben, dass man Texte so singen muss, dass man sie versteht. Mark E. Smith ist einer der unverständlichsten Sänger überhaupt gewesen. Das war Teil seiner Kunst. Er hat absichtlich auf keiner seiner zahlreichen Alben ein Textblatt beigefügt. Mick Jagger ließ (oder lässt noch?) seinen Gesang so abmischen, dass man nicht alles gleich beim ersten Mal versteht, damit man sich zum Nachhören die Platte kauft (sowas lernt man vielleicht auf der London School Of Economics). Dylan ist ein Geheimnisbewahrer in vielerlei Hinsicht. Da passen vernuschelte Texte gut rein. Auf Platten kann man ihn immer gut verstehen, auch wenn ich nicht glaube, dass es einen Menschen gibt, der seine Hochgeschwindigkeits-Raps auf Bringing It All Back Home wirklich zur Gänze beim ersten Hören mitbekommen hat. Mir hat es ja besonders der späte Dylan angetan (mittlerweile muss ich sagen, der mittelspäte Dylan, also alles von Time Out Of Mind bis etwa 2008, also bis vor Together Through Life, das ich auch schon nicht mehr so richtig mochte) und dort hat er sich zu einem gekonnten Crooner entwickeIt. Seine Texte leben sowieso von seiner Interpretation, weswegen der genaue Wortlaut eigentlich nur die halbe Miete ist. Und wenn er dann eben mal ordentlich vernuschelt und verkrächzt, dann ist das eigentlich nichts anderes, was er in den 60ern von Bringing It All Back Home bis Blonde On Blonde gemacht hat: Verrätseln und vergraben, bis du selbst eine Bedeutung herausfindest, do you, Mr Jones? Ich würde jedenfalls nie auf die Idee kommen, ein Rockkonzert danach zu beurteilen, ob ich die Texte verstanden habe.