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bullschuetzSo etwa. Ich finde, dass hier in Leute, die Billies latest moves nicht so ganz super finden, schon allerhand reinprojiziert wird: dass sie Billie als fremdbestimmtes Püppchen darstellen wollten (nichts läge mir ferner) oder dass sie mit der Wandlung eines Teenagers zur Frau nicht klar kämen (das halte ich aus), dass sie Rockisten seien (seufz) und Stones-Reaktionäre (bin Team Beatles) etc pp.
Wir fangen hier ja nicht am Nullpunkt an, da sind immer auch Rückbezüge auf frühere Diskussionen dabei – und Erfahrungen daraus. Du musst Dir die Schuhe ja nicht anziehen, wenn sie Dir nicht passen, aber wenn Du Dir noch mal den Thread von Anfang anschauen würdest, würdest Du sehen, dass das nicht einfach „reinprojiziert“ wird, auf diesem Level ist die Diskussion oft genug verlaufen (und früher auch schon bei Lady Gaga, bei Lana Del Rey usw., es ist immer das gleiche). Der Gedanke „unsere Helden von früher waren aber ganz anders“ ist tatsächlich bei einigen unverrückbar da, und da wird man dann immer wieder auch die Perspektive zurechtrücken müssen.
Mir persönlich hat eben Billies andersartige Anmutung in musikalischer, textlicher, optischer Hinsicht von Anfang an super gefallen. Da kommt jemand ums Eck, bei dem ich nicht permanent schon vorab den nächsten Akkord, die nächste Melodiewendung, das nächste Arrangementklischee, die nächste 0815-Reimzeile
Ist das nicht erstmal das, worauf es ankommt?
die nächste naheliegende Karriereportfolio-Diversifizierung vorhersehen kann. Und jetzt befürchte ich eben, dass mich das irgendwann doch auch wieder zu langweilen beginnen könnte. Und das fände ich schade, weil das Riesenpotenzial für mehr als eine 0815-Karriere bei Billie so unübersehbar ist. Vielleicht interpretiere ich in den Parfümkram ja zu viel rein. Ich hoffe es.
Müssen Künstlerinnen makellos und ohne jeden Widerspruch sein, um uns „nicht zu langweilen“? Ich habe das Gefühl, dass wir gerade in Bezug auf Geld und Geldverdienen sehr widersprüchliche Erwartungen an Musiker herantragen. Einerseits sind wir natürlich dafür, dass sie ordentlich bezahlt werden, und beklagen wortreich die seit 20 Jahren eingerissene „kostenlos“-Kultur, andererseits erwarten wir aber auch, dass Musiker sich auf gar keinen Fall in künstlerischen Entscheidungen an Marktgängigkeit orientieren sollen. Das gilt als die Todsünde schlechthin, denn man hat ja von klein auf gelernt: Unkommerzielle Musik gut, kommerzielle Musik schlecht. Damit es aber nicht zu einfach wird, schieben wir dann aber auch noch „Musiker sollen nur mit Musik Geld verdienen“, Punkt, Ende, Aus. Also sollen sie mit genau dem Geld verdienen, bei dem es ihnen „verboten“ ist, darüber nachzudenken, wie sie sich finanziell absichern können? Oder gar, man stelle sich nur vor: reich werden könnten? Nein, wir wollen keine reichen Musiker. Das geht erst mal überhaupt gar nicht. Ein reicher, geschäftstüchtiger Musiker kann kein guter Musiker sein, kein Vertreter einer ernsthaften Gegenkultur, und die erwarten wir als berufstätige, steuerzahlende, vollversicherte Hörerschaft. Die sollen gefälligst unsere Kapitalismuskritik leben. Ein guter Musiker sollte daher materiellen Dingen vollkommen abhold sein. (Ich meine jetzt nicht Dich oder irgendwen persönlich, das sind nur Gedanken, die sich mir angesichts der Diskussion aufdrängen. Ich glaube, auch wir als Kunstkonsumenten sollten mal überdenken, was wir da eigentlich für Zumutungen und Projektionen an Künstler herantragen.)
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