Antwort auf: Literarische Begegnungen (Lesungen)

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ford-prefect
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Matthias Penzel „Talk on the wild side“, Lesefest Open Books, Kunstverein Frankfurt/Main, 21.10.2021

Wenn braunes Laub auf den Bürgersteigen liegt und die Bäume in ockerfarbenen und gelben Tönen leuchten, dann ist Frankfurter Buchmesse. Im Rahmen des parallel laufenden Lesefestes Open Books las gestern der deutsche Rockjournalist Matthias Penzel, der in den 1990er Jahren der Chefredakteur des Hard’n’Heavy-Magazins Kerrang! war, aus seiner Autobiografie „Talk on the wild side“ vor, mit Moderatorin Suse Michel, die Schlagzeugerin der Frankfurter Punk-Rock-Damencombo The Slags, von denen ich noch nie gehört habe, die jedoch seit 30 Jahren aktiv sind. Mit seinem Buchtitel spielt Penzel auf den berühmten Song „Walk on the wild side“ von Lou Reed an. Das Sachbuch ist im Verlag Andreas Reiffer erschienen, also im selben Verlag wie Herausgeberin Gaby „Mistadobalina“ Werths Konvolut über die Musikjournalistin Ingeborg Schober.

Zu Beginn drehte sich das Podiumsgespräch hauptsächlich um The Slags und Schlagzeugerin Suse Michel, was das aus 25 Besuchern bestehende Publikum etwas seltsam fand. Ungemein spannend waren ihre Schilderungen trotzdem. „In einer Band zu spielen, ist eine gute Übung, um den Umgang mit anderen Menschen zu erlernen“, betonte die Musikerin Michel. Hinterher erklärte Matthias Penzel, dass ihn früher AC/DC, deren Gitarrist Angus Young er interviewen durfte, angeödet hätten. „Wenn die drei Lieder gespielt haben, bin ich meistens schon aus der Halle gegangen“, erinnerte sich der 55-Jährige. Außerdem durfte er 1990 in einem intimen Gespräch mit Rob Halford von Judas Priest den Achselschweiß der Metal-Ikone vernehmen. Alle paar Seiten findet man in seinem Buch einen kleinen QR-Code, unter dem Ausschnitte seiner digitalisierten Diktiergerätaufnahmen als Audiodateien hinterlegt sind. Ferner erinnerte sich Penzel an seine Begegnung mit King Crimson, John Zorn, Concrete Blonde sowie seine Interviews mit Bassist Krist Novoselic und Drummer Dave Grohl von Nirvana … Kurt Cobain glänzte durch Abwesenheit, seine Stimmbänder waren durch seinen ständigen Schrei-Gesang auf der Bühne lädiert und mussten auf ärztlichen Rat hin geschont werden. Mit am eindrücklichsten sei jedoch sein Inti mit Black Sabbath gewesen, für die habe sich zu dem einstigen Zeitpunkt noch niemand interessiert gehabt.

Wie ich danach im Plausch mit Journalist Matthias Penzel herausfand, ist er ein Landsmann von mir, bis 1992 wohnte er in Ludwigshafen am Rhein. Dass ich extra wegen seiner Lesung von Worms nach Frankfurt/Main gekommen bin, fand er natürlich großartig. Um 1990 schrieb Penzel für das Break Out, ein kleines fanzinehaftes Hard’n’Heavy-Magazin aus Neckarsteinach im Odenwald, das man im Bahnhofsbuchhandel erstehen kann. Gegenwärtig schreibt Penzel an einem Sachbuch über die 1992 unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommene Grünen-Politikerin Petra Kelly.

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