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Frank Goosen über die Beatles, Unterhaus, Mainz, 19.10.2021
Im Verlag Kiepenheuer & Witsch gibt es die schöne Reihe „Musikbibliothek“, in der Kulturmenschen in eigens verfassten Büchern über ihren Lieblingsmusiker bzw. ihre Lieblingsband erzählen, wie sie diese entdeckt haben und wie diese Musik ihr Leben prägte. Etwa Wolfgang Niedecken über Bob Dylan, Markus Kavka über Depeche Mode, Helene Hegemann über Patti Smith oder Charly Hübner über Motörhead. Vor einem Jahr veröffentlichte Frank Goosen, der schon als der deutsche Nick Hornby bezeichnet wurde, weil er sowohl für Fußball als auch für Popmusik brennt, ein Bändchen über die Beatles. Im Unterhaus in Mainz, eine der bedeutendsten Kleinkunst- und Kabarettbühnen in Deutschland, wo Schauspieler und Bond-Bösewicht Gert Fröbe 1972 eine Lesung vor ausverkauftem Haus hielt, gab Goosen einen Einblick in seinen Essay vor 45 Besuchern. Dabei betonte der Ruhrpott-Autor, der seit Kindesbeinen an Fan des VfL Bochum ist, sein Buch stelle keine streng wissenschaftliche Beatles-Exegese dar. Das sei nicht der Ansatz der Reihe Musikbibliothek. „Es ist kein Buch über die Beatles, es ist ein Buch über meine Liebe zu den Beatles“, verdeutlichte der 55-Jährige. „Ich sehe Zusammenhänge, wo andere sie nicht vermuten würden. Ich bin ein Freund gewagter Bezüge“, so der Bochumer. Bevor Goosen die Beatles für sich entdeckte, ging dem eine kurze Abba-Phase voraus. Zu seinem 13. Geburtstag habe ihn dann ein Freund eine Kassette mit dem Album „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ geschenkt … um Goosen war es geschehen. Sein Vater habe als Elektriker gearbeitet und mal einen Auftrag in einem Elektrofachgeschäft mit Plattenabteilung erledigt. Nach getaner Arbeit habe der Papa zum Inhaber gesagt: „Gib mir kein Geld, gib mir lieber ein paar Platten für meinen Sohn.“ Aus diesem Deal erhielt der kleine Frank das rote und blaue Album sowie die Abbey Road. „Das rote und das blaue Album würde ich noch heute aus unserem Haus schaffen, wenn’s brennt“, beteuerte Publizist Frank Goosen, der seiner Mannschaft für die heimische Begegnung mit Eintracht Frankfurt am nächsten Sonntag feste die Daumen drückt. Seine Mutter habe über den Song „Eight Days a Week“ gestutzt … der ja übersetzt „Acht Tage die Woche“ bedeutet, obwohl die Woche nur sieben Tage hat. Vor einiger Zeit unternahm er eine Reise nach Liverpool, um dort auf den Spuren von JohnPaulGeorgeRingo zu wandeln. In New York City war er auch, mit seinen Kindern, die mit den Beatles kaum was anfangen können. Um das Dakota Building jedoch, vor dem Lennon bekannterweise 1980 ermordet wurde, habe er einen Bogen gemacht … solche historisch kontaminierten Orte hätten für ihn eine Aura von Katastrophentourismus. Stattdessen war er im Central Park gewesen. Die erste Hälfte der Lesung fand ich am besten, in der zweiten Halbzeit driftete mir Goosen etwas zu sehr ins Privat-Persönliche ab, ohne den scharfen Fokus auf den Beatles zu belassen.
zuletzt geändert von ford-prefect--
Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!