Antwort auf: Neil Young – Old Ways

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wahr

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grievousangelAch, da kannst du diese eine Lücke auch guten Gewissens schließen, zumal mit weniger als 25 Minuten nicht gerade zeitraubend. :) Ich finde ja auch, dass die 80er Neil Youngs mutigste und spannendste Phase in seiner Karriere darstellen. Elektronik-Experimente, Rock ’n‘ Roll, Country und per übel produziertem Rock („Landing on Water“) und Blues-Tupfern („This Note’s for You“) zurück in bekannte, souveräne Gefilde. Und das alles im selben Jahrzehnt. Mein Interesse war bereits durch das Artwork geweckt, damals kannte ich genau „Harvest“ und „Harvest Moon“ und hatte keinen Schimmer was auf mich zukommen würde. Müsste es eigentlich wieder hören, um genaueres sagen zu können, aber die penetranten Synthesizer und das in meiner Erinnerung auch sehr präsente Schlagzeug, irgendwo im Mix Youngs Stimme – für mich landet das Album nicht sicher im Atlantik, sondern zerschellt an den Klippen irgendeiner kleinen Insel.

Nur 25 Minuten? Haha, noch eine Formverletzung Youngs in den 80ern, die mir nicht bewusst war!
Ich weiß noch, wie Michael Ruff (Die-hard Fan von NY) in der Spex die Landing On Water für die irre Idee lobte, pure Hippie-Lyrics im Synthie-Bums-Sound zu präsentieren. So eine Platte hat niemand sonst gemacht, auch in den Synthie-beladenen 80ern nicht (jedenfalls nicht, dass ich wüsste). Und ja, eigentlich war es total verrückt von NY, diesen Zickzack-Kurs gefahren zu haben, obwohl es ja andersrum auch wieder zu den 80ern passt, in verschiedene post-moderne Rollen zu schlüpfen und sich neu in verschiedenen Genres zu inszenieren. Aber das wollte eben niemand von einem „Rocker“ hören.
Im Nachhinein mit etwas zeitlichem Abstand sickerte dann allmählich durch, dass auch einiges Gute dabei herausgekommen ist. Computer Age wurde von Sonic Youth gecovert, das Repetitive passte gut zu ihrem Sound zu Zeiten von Daydream Nation. Dann ist da auch noch Re-Ac-Tor, die rotzige Garagenplatte mit Crazy Horse und den bekloppten Winzlyrics zur Gitarrenexkursion von T-Bone („Got mashed potatoes/ Ain’t got no t-bone“) und der von mir sehr geliebten konservativen Hommage an die Motor City. Später in den 80ern dann Life, mit dem wütend-bedrohlichen Mideast Vacation, wo Synthie und Crazy Horse eine kriegsähnliche Stimmung heraufbeschwören. Kriegt wahrscheinlich alles hier nur ein bis zweieinhalb Sterne von klausk. ;-)