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@plattensammler:
Man merkt Dir deutlich Deine Verärgerung an.
Klar, das sind alles Floskeln, die man auch nicht selten als Wortfetzen an der Frittenbude mitbekommt.
Vielleicht halten sich die Schreiber dort in der Mittagspause immer auf?
Spaß beiseite.
Vielleicht wären Rezensionen für klassische Musik dann etwas für Dich?
Hier mal Beispiele:
„Die drei Teile umfassen eine Barocksuite, drei Variationssätze und eine jagende Triple-Fuge sowie Charakterstücke wie Walzer, Pibroch, Fandango und einen sinfonischen Marsch. Das tönt kompliziert kontrapunktisch wie massiv akkordisch, oft dicht chromatisch. Und laugt aus, überwältigt total.“
„Levit, umstritten, meinungsumtobt, selbst beständig auf Angriff gepolt, greift neuerlich nach Allerschwerstem, Höchstmöglichem: zunächst nach den 24 Präludien und Fugen op. 87 von Dmitri Schostakowitsch, die Auseinandersetzung des Mittvierzigers mit Bach, dem Stalinismus und sich selbst. Levit inszeniert das selbstredend ebenfalls als radikal nackte Innenschau, herb-kantig und gleich wieder von einer luziden Abgeklärtheit. Er zwingt einen zum Dabeisein, Mitreisen, Mitgrübeln.“
„So hören wir „Frauenliebe und -leben“, einen Zyklus, dessen Texte uns heutzutage teils eine gewisse Röte ins Gesicht treiben, in einer zauberhaften Version von Julia Kleiter, die die Peinlichkeiten des hier gezeichneten Frauenbildes vollkommen souverän zu sublimieren versteht.“
„Für gelungen erachtet der Hörer diesen Ansatz am ehesten dann, wenn er sich auf die Unmittelbarkeit und Lebendigkeit der Darbietung einlässt, die wohl jeden Track dieser Produktion auszeichnet: Sprachnähe auf jenem schmalen Grat, der dem Melos noch Raum lässt – Gerhaher wird als Fischer-Dieskau-Schüler auch die Gefahr des Strauchelns auf diesem Grat kennen. Gesangliche Kompetenz, die dem Liedrepertoire des 19. Jahrhunderts auch seine eigenen affektiven Ausdrucksmittel lässt – Vibrato und, bei Bedarf, das Primat der Melodie gegenüber dem rein sprachaffinen Akzent sind keine Tabus, das Repertoire wird nicht anachronistisch mit interpretatorischen Mitteln der „Alten Musik“ bezähmt. So erlebt man den Schumann Gerhahers, Hubers und ihrer durchweg hochkompetenten Kollegenschaft als eigenständig – in der interpretatorischen Umsetzung fußend auf der Liedgestaltungs-Tradition des 20. Jahrhunderts, gleichzeitig aber befreit von deren Zopfigkeiten.“
Nix für Ungut.
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"All I can do is be me, whoever that is." Bob Dylan