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mr-badlands:
Das tolle an den Geschichten und Orten, die in den Liedern zum Leben erweckt werden, ist ja, dass Springsteen meist nie vollständig auflöst. Und so hat jeder seine eigenen Assoziationen mit den Orten in den Songs. So auch mit den Orten der Jersey Shore.
Ich hatte ja schon geschrieben: Romantik. Egal ob es die Liebesgeschichte von “Spanish Johnny & Puerto Rican Jane” aus “Incident on 57th Street” ist oder die Flucht von “Mary” mit ihrem Geliebten in “Thunder Road”. “Wild Billy’, “Crazy Jane”, “Hazy Davy” & “Killer Joe”. Sie alle haben eines gemeinsam, sie treffen sich an verschiedenen, besonderen Orten, auf Straßen mit Namen wie “easy Street”, “Flamingo Lane” oder am “Greasy Lake” an der “Route 88” um auszubrechen.
Und doch führt alles irgendwie immer zu einem Ziel: “Jungleland”. Dort wo junge Mädchen auf Motorhauben im sanften Sommeregen Bier trinken und selbst das sonst so kalte “giant Exxon sign” an der Tankstelle strahlt plötzlich in Farben, die in nur eine Richtung weisen: An den Ort, an den man fliehen muss, wenn man seine Träume verwirklichen will.
Und für einige sind dies eben die Orte der Jersey Shore, vor allem, wenn man nicht selbst dort aufgewachsen ist. Für andere, z.B. die Figuren von “4th of July, Asbury Park (Sandy)” oder “Terry & Erzähler” aus “Backstreets” ist die “Jersey Shore” genau der Ort, von dem man fliehen muss, um seine Träume wahr zu machen. Das “sich aus dem Staub machen” ist ja so wunderbar in “Thunder Road” beschrieben.
Und für mich führen die Straßen des “jungen” Springsteen irgendwie alle nach “Jungleland”. Die große Springsteen Oper, voller Dramatik, mit Schüssen in der Dunkelheit und der Ambulanz, die davon fährt. Dazu das über 2 minütige, unsterbliche Saxophonsolo von Clarence Clemons, von dem einige berichten, das Solo hätte ihr Leben gerettet. Dort fließt alles zusammen: Der “Beach at Stockton’s Wing”, “Little Eden”, der “Boardwalk”, das “Casino”, “Shanty Lane”, “Easy Street”, “Greasy Lake” oder die “Flamingo Lane”.
Und alle treffen sich dort zur letzten Vorstellung: “Billy”, “Wild Billy”, “Fish Lady”, die “Poets”, “Zero & Blind Terry”, “Madame Marie”, “Spanish Johnny”, die “Rangers in Harlem”, “Magic Rat” und “Barefoot Girl”; ‘the Hungry & the Haunted explode in a Rock’n’Roll Band”. Es ist die letzte Chance, die Ihnen bleibt.
In einem Interview erzählte Springsteen:
“Die Musik war tatsächlich romantisch, weil ich mit der grandiosen Romantik der Platten von den “Drifters” und “Phil Spector” aufgewachsen bin, und mit “Ben E. King” und dieser ganzen Generation schöner Romantik, die in diesen Songs steckt.”
(…)
Zu Ehren von Clarence Clemons zitierte Bono zweimal den letzten Vers von Jungleland während eines Konzertes in Anaheim (CA), an dem Tag an dem Clarence Clemons starb. Und zwar während des Abschlussongs “Moment Of Surrender”, einmal kurz vor Ende des Songs zur Musik, das zweite Mal, als die letzten Töne verklungen waren:“Outside the street’s on fire in a real death waltz
Between what’s flesh and what’s fantasy
And the poets down here they write nothing at all
They just stand back and let it all be
And in the quick of the night
They reach for their moment
Ant try to make an honest stand
But they wind up wounded, not even dead,
Tonight in Jungleland”
Bravo! Wunderbar geschrieben, @mr-badlands! Genau: Bruce Springsteen, der große Romantiker!
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)