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Anonym
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Hier scheinen ja manche zu finden, tolomoquinkolom solle besser nicht mitreden, weil sie erstens ihre Inkompetenz offenbart habe, indem sie die Stones in ihrem aktuellen Verfallszustand gar nicht mal so gut findet und weil sie zweitens noch bei gar keinem Konzert miterlebt hat, wie einzigartig frischviril die Greise angeblich noch seien.
Ich mag tolomoquinkolom, finde ihre Beiträge erhellend, ihre Debattenanstöße angenehm tollkühn und ihre Meinungen, auch wenn sie den meinen oft diametral widersprechen, bedenkenswert und meist erfreulich weitausgreifend begründet. Ferner preise ich ihren Humor und ihre Gelassenheit, mit der sie auch Beleidigungen dermaßen deeskalativ pariert, dass man sich davon schon fast wieder provoziert fühlen kann. Ausgekocht, diese Frauen …
Aber zu den Stones: So grandios ich deren historische Leistungen finde – ich muss hier beim Mitlesen auch immer wieder den Kopf schütteln über die ekstatische Begeisterung, die ausbricht, kaum dass die Band eine neue (und wie ich finde ausgesprochen wenig überwältigende) Nummer veröffentlicht oder Keith einen Akkord zugegeben genau eine Achtel später als üblich anschlägt. Derart glühendes Fantum ist natürlich völlig legitim, nur sollten die Fans nicht wütend werden, wenn der Nicht-Fan derlei ein bisschen schrullig findet.
Künstlerisch spannend finde ich die Stones im Gegensatz zu Neil Young oder Dylan schon lange nicht mehr. Wenn ich mir die Live-Aufnahmen so ansehe, denke ich: Die Mischung aus erkennbarer Vergreisung und hopsender Zelebrierung einer ewigen Jugendlichkeit ist wohl doch ein wenig lächerlich. Ich glaube, daher rührt auch die immer wieder aufflammende Kritik an den Stones-Kartenpreisen. Die Band hat in ihren besten Zeiten so unwiderstehlich mit rebellischer Lässigkeit, Outsider-Attitüde und offensiv zur Schau gestellter Nonkonformität fasziniert, dass es viele heutzutage eben befremdet, wenn diese selbe Band einerseits vor Fondsmanagern, Familienausflüglern und vielen Gästen der Generation 50 plus X spielt und in ihrer Preisgestaltung auf die Gutsituierten zielt, andererseits aber in ihrem optischen Bühnengehabe weiter die Posen der Vergangenheit pflegt, manchmal eins zu eins dupliziert.
Das ergibt eine doppelte realsatirische Unstimmigkeit: Das die unangepasste Vergangenheit permanent zitierende Gebaren auf der Bühne passt erstens nicht mehr zum Umfeld, in dem es aufgeführt wird, und zweitens nicht mehr zum realen Alter und Status der Musizierenden. Es ist ein Theaterstück: Die Stones spielen/karikieren/knallchargieren die Stones – und was früher verstörte, empörte, begeisterte, fesselte, aufwühlte, ist heute ein Fest für die ganze Familie.
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