Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Die musikalische Länderkunde › Ich höre gerade … Musik aus dem "Global Village" › Antwort auf: Ich höre gerade … Musik aus dem "Global Village"
Im Jazz-Thread kamen wir in Zusammenhang mit Sabu‘s Blue Note-Album Palo Congo auf Arsenio Rodriguez, der dort als sideman u.a. Gitarre und die kubanische Tres spielt. Der Pate der kubanischen Musik (oder so …) hatte offenbar einen immensen Einfluss. Und trotzdem hatte ich bis dahin nur indirekt von ihm gehört.
Marc Ribot Y Los Cubanos Postizos (1998)
Es erscheint zunächst paradox, dass ausgerechnet Marc Ribot, den man in der Avantgardeszene downtown NYC verorten würde, ein Tribut-Album an Arsenio aufgenommen hat. Aber Ribot ist ein selbstbekennender „rootless cosmopolitan“ (was ursprünglich ein antisemitische Schlagwort in der Stalin-Ära war), der offenbar musikalisch überall und nirgends zuhause ist. Insofern passt das dann auch mit Arsenio Rodriguez. Konsequent versuchth MR gar nicht erst, „authentisch“ kubanisch zu klingen. Er spielt hier in kleiner Besetzung ohne Bläser und eher langsam mit einem coolen trägen groove, manchaml fast understated, was man von Afro Cuban Music weniger erwartet, bürstet die Musik gegen den Strich, ist hier eben der bekennende „falsche Kubaner“. Aber Marc Ribots bissiger Gitarrensound erinnert dann wiederum doch an Arsenio.
--
„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)