Antwort auf: Neuigkeiten im Fernsehen

Startseite Foren Kulturgut Das TV Forum Neuigkeiten im Fernsehen Antwort auf: Neuigkeiten im Fernsehen

#11480765  | PERMALINK

latho
No pretty face

Registriert seit: 04.05.2003

Beiträge: 36,936

Auf deutsch geht das gar nicht, die Schauspieler haben ja viel mit ihren Stimmen gemacht, da ist so eine dämliche, sämtliche Nuancen platttrampelnde, deutsche Synch eher abträglich.
Kritik an Friends ist ja heutzutage sehr in, wobei ich so etwas Rotzdummes wie „zu weiß“ nicht gelten lasse. Zudem: die lesbische Hochzeit hat für die Einführung gleichgeschlechtlicher Ehen in den USA wahrscheinlich mehr getan als alle Bürgerentscheide etc.
Man sollte die Zeit nicht vergessen, 1994, gab es außer dem eher ungewöhnlichen Seinfeld ja keine Sitcoms mit Settings außerhalb Familie und Arbeit. Dass man sich gegen all das entschied, ja sogar eine Anti-Familien-Serie machte (die Familien der Hauptcharaktere sind ja alle suboptimal), Freunde als die wahre Familie empfahl, das war doch neu. Die Serie hat dadurch am Anfang auch eine Stimmung von Freiheit und gewonnener Souveränität, die ich immer als sehr positiv empfand: dass man sich von seiner Herkunft aus erdrückenden oder völlig zerrütteten Familien (Ross und Monica, Chandler) oder prekärer Herkunft (Phoebe) lösen konnte und sein/e eigene/r Herr/Herrin sein kann – das war im TV nicht alltäglich.
Und zudem ist die Serie toll gemacht. Die Autoren waren oft gut bis sehr gut (bis auf Alexa Junge, die war immer großartig), die Regie mindestens adequat. Und natürlich die Schauspieler: Denen hatte man ja einprägsame Charaktere auf den Leib geschrieben, aber trotzdem: wie die sechs bereits nach kurzer Zeit da reinwuchsen, die Charaktere bewohnten und entwickelten, bis die wirklich jenseits von Abziehbildern und doch instantly recognizable waren, das ist schon was. Zudem haben/hatten alle ein tolles Gespür für timing, Matthew Perry (der ja auch einen Teil seiner Dialoge selber schrieb) ist bis heute unerreicht.
Und dann der Zusammenhalt, dass die sechs tatsächlich auch im richtigen Leben Freunde sind, nehme ich ihnen ohne weiteres ab, das sieht man auch ihrem Spiel an. Und dass sie so zusammenhielten, dass die Studios ihnen Millionengehälter zahlen mussten, hat mit der Qualität der Serie nichts zu tun, ist aber ein schönes Detail.
Zum Schluss wurden sie dann Opfer ihres eigenen, riesigen Erfolgs, die Szenen wiederholten sich, keine Herausforderungen mehr und Crane und Kauffman schrieben die ganze Handlung mehr und mehr als seifige Soap und machten damit den Titel eigentlich obsolet (Lieblingspaar bis heute: Chandler und Joey, gefolgt von Rachel und Monica) – geschenkt. Friends taucht bei mir in Sitcom-Top-Tens immer auf.

zuletzt geändert von latho

--

If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.