Antwort auf: Nina Simone

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friedrich

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gypsy-tail-wind hatte dieses Album hier vor langer Zeit schon mal erwähnt. Ich entdecke es jetzt für mich:

Nina Simone – Little Girl Blue (aka Jazz As Played In An Exclusive Side Street Club, 1959)

Zum Zeitpunkt der Aufnahme, 1957, war Eunice Kathleen Waymon gerade mal 24 Jahre alt und hatte den Wunsch, klassische Pianistin zu werden, wohl noch nicht ganz aufgegeben. Um Geld zu verdienen trat sie aber seit einigen Jahren in Clubs als Jazzpianistin und -sängerin unter dem Namen Nina Simone auf. Immerhin war sie damit so erfolgreich, dass ein kleines Label eine LP-Veröffentlichung mit ihr wagte. Umso erstaunlicher erscheint es heute, dass dieses Debut so rund und perfekt klingt, als hätte Nina Simone nie etwas anderes gemacht – vielleicht mit einer Ausnahme.

Nina spielt im Trio (p, b & dr) und singt – abgesehen von einem selbst geschrieben Instrumental – ausschließlich Standards und alte Musical-Songs. Auch wenn das meist eher weniger abgenutzte Kompositionen sind, an sich kein allzu ungewöhnliches Programm. Aber diese Stücke anverwandelt sie sich so, als seien sie ihre eigenen Songs. Selbst I Loves You Porgy wird zu ihrem Song und sogar ein Single-Hit!

Nina Simones Gesang klingt hier schon voll ausgereift, ihre immer etwas herb klingende Stimme erwachsen und souverän. Der Albumtitel Little Girl Blue wirkt da geradezu verniedlichend. Auf dem Piano schöpft sie offenbar aus einem reichen Fundus: Da wird jazzig improvisiert, bluesig gegroovt und auch mal kräftig in die Tasten gegriffen, so dass reichlich Drama aufkommt. Und dann flicht Nina Simone in ihrem Pianospiel immer wieder Passagen ein, die wie Zitate von J. S. Bach o.a. Klassikern klingen. Da merkt man, dass sie ursprünglich mal was anderes wollte, als in Jazzclubs zu spielen. Hier hört man das, besonders deutlich ab ca. 1:10 min:

Unter den extra tracks (der meiner LP beiliegenden CD) sind einige Aufnahmen des späteren Town Hall-Concerts und drei Studioaufnahmen, die nicht mehr auf die LP passten. Darunter das afro-cuban inspirierte African Mailman. Zusammen mit diesen Stücken ergibt sich ein noch breiteres Spektrum.

Auch beim Debut kann man also in Ansätzen schon verschiedene Facetten und die Eigenwilligkeit von Nina Simone heraushören. Jazz? Musical? Barockmusik? Widersprüche? Gegensätze? Ambivalenzen? Gehört bei Nina Simone wohl alles mit dazu.

Ich gehöre zu einer Generation, für die die Erstbegegnung mit Nina Simone wohl meist ihre Aufnahme My Baby Just Care For Me in einem Werbespot von Chanel 1987 war. Das Stück wurde damals ein verspäteter Hit, dem man kaum entrinnen konnte und der das Image von Nina Simone als etwas leichtgewichtiger Sängerin in einer Cocktailbar erzeugen konnte. Diese Musik schien vor allem gut zum Kostümchen oder zum Parfum zu passen. Auf mich wirkte das damals eher unangenehm. Auch das eine Facette von Nina Simone, gewollt oder ungewollt, aber eben nur ein kleiner Bruchteil des Gesamtbilds.

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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)