Startseite › Foren › Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat › Aktuelle Platten › Steven Wilson – The Future Bites › Antwort auf: Steven Wilson – The Future Bites
mr-badlandsIch weiß nicht. Es gibt höchstens zwei King Crimson Alben (‚Lizards‘ & ‚Islands‘; und die zählen auch nicht zu den gany großen Alben der Band), auf denen etwas von Jazz heruaszuhören ist. Doch ich finde, Jazz spielt im gesamten Crimson Katalog eine sehr untergeordnete Rolle.
Ich höre das auf noch einigen Alben mehr heraus. Jamie Muirs Parts auf Larks z.B. sind eher improvisatorisch angelegt. Mehr Entwicklungstracks als geschriebene und dann aufgenommene Songs. Selbst Red ist ja ein Amalgam verschiedener Live-Auftritte, deren Ursprünge man z.B. auf den Great Deceiver-Boxen nachhören kann. Auf den Boxen sind auch tracks enthalten, die rein im Live-Kontext entstanden sind. Fripp hat sich ja später mit seinen Frippertronics im Prinzip selbst in seine eigene Jazz-Band verwandelt. Aber das ist jetzt doch etwas weit weg vom Steve-Wilson-Thread.
mr-badlandsInsgesamt ist ‚Progressive Rock‘ doch eher verkopft als emotional (wobei letzteres auch vorhanden ist). Ich meine auf die Art der Kompositionen bezogen, man hat nicht einfach ein paar Akkorde herunter gespielt, sondern, besonders in den 70er Jahren, sich viel Gedanken zu den einzelnen Teilen, Übergängen etc. gemacht. Wilson ist da für mich schon mehr ‚emotional als die meisten großen, alten Prog Bands der 1970er. Er durchdenkt seine Songs von Anfang bis Ende, doch viel entsteht bei ihm auch durch Sounds und Atmosphäre. Und das zielt mehr auf Emotionen als auf den Kopf. Ich sehe bei Wilson insgesamt ein leichtes emotionales Überwicht im Vergleich zum ‚Verkopften‘.
Ok, es ist sicher auch schwierig, das eine vom andern zu trennen. Es gab in den 70ern sicher die sehr konzeptionell arbeitenden Bands wie Yes, und dann eben auch freiere Konzepte wie KC. Bill Bruford kann ein Lied davon singen (oder einen Drum-Part davon improvisieren), hatte er doch nach „Close To The Edge“ den Kanal voll vom strengen konzeptionellen Korsett von Yes und schloss sich KC an – weil er dort wieder freier spielen konnte. Bruford kam vom Jazz. Ich werde mir die neue von Wilson jedenfalls die Tage mal anhören. Man soll sympathischen Menschen immer mehrere Chancen geben. :)