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Anonym
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bullitt Mal ehrlich, subtile Tendenzen in diese Richtung gibt es doch generell bei solchen Diskussionen sehr schnell und auch hier im Thread habe ich die durchaus wahrgenommen.
Okay, mag sein. Und umgekehrt gibt es halt ebenso subtile Tendenzen, dass andere sich zu supercoolen Nonkonformisten stilisieren, die sich ebenso lässig wie heldenhaft dem linksspießigen
Empörungs-Orchester
entgegenstellen, das anmaßenderweise
für sich beansprucht, für das „Gute“ einzustehen.
Na, was soll’s. Das alles sollten die einen wie die anderen aushalten können. Insofern Schwamm drüber. Ich habe mich lediglich darüber geärgert, dass ich persönlich angeblich
offenbar wenig Probleme damit [habe], andere in die Nähe von Rassismus zu rücken.
Denn ich frage mich eben, an welcher Stelle der Diskussion das gewesen sein soll. Ich dachte, ich hätte lediglich das Uncle-Ben-Branding nebst der selten dämlichen goldgelben Südstaatenverherrlichung via Werbespot in die Nähe des Rassismus gerückt.
Aber vielleicht habe ich mich ja wirklich irgendwo missverständlich ausgedrückt. Insofern eine Klarstellung: @bullitt ist kein Rassist, ich bin nicht der erste Geiger im Empörungs-Orchester, und damit auch da Schwamm drüber.
Ganz allgemein kann ich an dieser Stelle ja mal Werbung für einen von mit geschätzten Podcast droppen, der sich auf die Analyse von TV-Serien der 80er und 90er spezialisiert hat.
Interessant, danke für den Hinweis, da werde ich reinhören. Eine Nachfrage aber habe ich nun doch @bullitt, da Du ja das Thema Bel Air/Cosby aufgebracht hast und offenbar auch ein Faible für ältere Serien hast: Verschließen sich Dir auch meine Anmerkungen dazu?
Ich dachte nämlich eigentlich immer, dass der Subtext der Selbstverständigung über schwarze Rollenmuster und Errungenschaften vor allem bei Bel Air in total plakativer Weise offensichtlich ist. Das Spiel mit den Sprachebenen (durchgebleichter Upper-Class-Style vs Black-Ghetto-Slang), das Thematisieren von schwarzer Respektabilität vs. cooler Rotzigkeit, das kam doch so ziemlich in jeder Folge, die ich gesehen habe, mindestens beiläufig vor, und in manchen (eine habe ich ausführlicher geschildert) ging es quasi komplett darum. Ich dachte, es dränge sich auf bis zur Selbstverständlichkeit, Bel Air als popkulturell-komödiantischen Teil der Black Culture zu betrachten.
Und bei Cosby kommt man ja auch nicht daran vorbei. Wobei diese Familie ja nicht nur insofern utopisch-vorbildhaft statt gesellschaftlich repräsentativ konizpiert war, weil sie eine schwarze Aufsteigergeschichte lebte, sondern auch in insofern, dass sie äußerst innovative Geschlechterrollen-Modelle vorlebte: Der Vater praktiziert als Arzt im eigenen Haus und kümmert sich auch noch um die Kinder, die Mutter ist erfolgreich im Beruf und oft unterwegs – die Cosbys waren für 80er-Jahre-Verhältnisse nachgerade visionär durchgegendert!
Und angesichts von so viel Black-Culture-Witz (Bel Air) bzw so viel Afro- und Gender-Futurismus (Cosby), beides obendrein entwickelt von unabhängigen schwarzen Showbiz-Unternehmern, sehe ich einfach nicht, inwiefern es irgendwie erhellend oder ergiebig sein sollte, diese beiden Fernsehserien als Vergleich bei einer Debatte um ein rassistoid-angestaubtes Produkt-Branding ins Spiel zu bringen – außer vielleicht, um anhand der wenigen Gemeinsamkeiten und vielen Unterschiede zu erklären, warum Bel Air und Cosby okay sind und Uncle Ben eben eher nicht so okay ist.
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