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bullschuetz
Wenn die fundamentalen Unterschiede zu Bel Air und Cosby nicht einsichtig geworden sein sollten, liegt es wohl an meiner didaktischen Unfähigkeit. Aber ich finde es halt, gelinde gesagt, unterkomplex, wenn man sich beim Vergleich darauf beschränkt, festzuhalten, dass im einen wie im anderen Falle
„ein schwarzer Seriencharakter oder eine schwarze Werbefigur wirtschaftlich besser gestellt ist, als es das moralische Gewissen einer weißen Büßergemeinde erlaubt“
Verstehe nicht, warum du dich gegen den Vergleich so sperrst. Wenn es schon darum geht den Werbespot zu analysieren, ist der Blick auf die Darstellung von Schwarzen in der zeitgenössischen us-amerikanischen TV-Landschaft und die Rezeption im zeitlichen Kontext doch unabdingbar. Die Flut an immens erfolgreichen Sitcoms mit bestens situierten afroamerikanischen Familien im Mittelpunkt, in denen Rassismus und soziale Benachteiligung ganz bewusst bestenfalls in der Fußnote vorkommen, spiegelt den Zeitgeist nun mal sehr gut wieder, in dem auch solche Werbespots produziert und gezeigt wurden. Jenseits heutiger Identitätspolitik gab es offensichtlich auch Seitens der afroamerikanischen Community das Bedürfnis, die Opfer-Rolle abzulegen und medial ein positives, idealisiertes Bild afroamerikanischem Lebens zu zeichnen, ohne den Anspruch zu erheben, dabei das durchschnittliche Abbild der Realität widerspiegeln zu müssen.
Cosby kommt dabei sicher eine Schlüsselposition zu. Während Vorgängerserien wie die „Jeffersons“ zumindest noch den Aufstieg einer schwarzen Familie in die New Yorker High Society und deren Anerkennungsprobleme dort thematisierten, beschränkte sich Cosby bewusst fast komplett auf familienfreundliches Feel Good-Entertainment. In dem Fahrwasser entstanden dann „Prince von Bel Air“ & co und Will Smith wurde seines Zeichens das Role Model für den braven, angepassten Saubermann-Party-Rapper.
Cosby-Show Erstens: die Handlung Die Show wurde, soweit ich weiß, für ihre herzige Ausgangskonstellation zwar schon seit der ersten Folge in den 80er-Jahren immer wieder kritisiert, und ich kann mir schon auch vorstellen, dass Cosby in den Augen mancher Schwarzen allzu sehr den harmlosen Onkel Tom gegeben mag…
Ja, es gab die von dir beschriebenen Bezüge zur Rassismusproblematik und auch Kritik daran, dass es davon wiederum zu wenig gab. Aber mal ehrlich, beides angesichts der Erfolge solcher Formate in eher homöopathischen Dosen.
Vor diesem Hintergrund kann man sich diesen 30-sekündgen harmlosen Werbeclip aus etwas weniger sensiblen Zeiten doch mal gelassen anschauen, ohne gleich wegen eines banalen Anachronismus zu hyperventilieren.
zuletzt geändert von bullitt--