Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

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gypsy-tail-wind
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reino
Ist es eigentlich schon CA, wenn weiße Juden wie Leiber und Stoller sowas schreiben? Und was, wenn eine schwarze Bluessängerin das dann singt?

Da müsstest Du ev. zuerst mal CA definieren ;-)

Im Ernst, irgendwie ja wohl schon, aber v.a. hat es wohl mit Macht zu tun? Wer kann Songs schreiben, die dann auch aufgenommen werden und Verbreitung (Airplay, Jukeboxen) finden, wer ist vernetzt, hat die nötigen Mittel usw. In der Hinsicht halte ich z.B. lathos Position zu Elvis für verkürzt/vereinfachend (obwohl ich seinem letzten Votum und em darin zitierten von bullschuetz zustimme) – also: keine bösen Absichten aber viele blinde Flecken haben reicht noch nicht zur Absolution – und zu oft, dünkt mich, geht es gerade denen, die in CA-Debatten angegriffen werden, genau darum. Und Absolution lässt halt auch keine Grautöne zu. Ist Lisa Eckharts Satire antisemitisch – ja oder nein? Dazwischen ist nichts? Der Mangel an „Dazwischen“ ist vielleicht die grosse Tragik unserer Tage. Oder: die Schwierigkeit des Herausfindens, wann es eben wirklich kein Dazwischen mehr geben darf und eine klare Ansage nötig ist – und daher kommen viel zu Viele wegen viel zu Vielem mit einer Entweder/Oder-Haltung.

Ich glaube, meine Haltung in der Frage ist, statt nach Absolution zu fragen (nötig hätten wir das schon ;-) ), die Positionen, die unsereins (die fetten satten weissen Gewinner der Geschichte der letzten Jahrhunderte, deren Vorfahren, wenn sie nicht selbst Dreck am Stecken hatten, nur zu oft dennoch zu den Profiteuren gehörten) und unsere „Privilegien“ (problematisches bzw. falsches Wort) angreifen und hinterfragen, diese Positionen anzuhören und mich dadurch zum Nachdenken und Weiterfragen, Hinterfragen bringen zu lassen. Das ist nicht immer angenehm, aber es scheint mir so in etwa das Mindeste zu sein, was zu tun ist. Entsprechend habe ich – das wurde hier in der Diskussion ja auch deutlich, befürchte ich – mit Menschen, die jegliche Frage oder gar Kritik bereits als Angriff verstehen, meine liebe Mühe.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba