Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

Startseite Foren Kulturgut Das musikalische Philosophicum Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism … Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

#11199829  | PERMALINK

gypsy-tail-wind
Moderator
Biomasse

Registriert seit: 25.01.2010

Beiträge: 68,341

nicht_vom_forum

gypsy-tail-wind
und das setzt ja auch schon früher ein, spätestens in der Swing-Ära, als die zweitklassige Musik von Goodman oder die drittklassige von Miller zum gigantischen Erfolg wurde, während die wirklich guten Orchester die „Rassen“schranke nicht durchbrechen konnten/durften (Basie, Ellington, Lunceford) … später gab es dann auch richtig gute weisse Bands (Woody Herman, Stan Kenton),

Die genannten Bands waren aber (und das meine ich oben) nicht nur schlechtere Kopien von schwarzen Bands, sondern, gerade Miller, auch für einen anderen Kontext gedacht: Tanz- und Unterhaltungsmusik – Komplexität ist da gar nicht gewollt.

Dasselbe taten Basie, Lunceford und Ellington auch … bei letzterem ist ja auch interessant, dass die berühmte „Cotton Club“-Band mit ihren primitiven jungle Sounds (um die drei Wörter kann ich gar nicht genügend Anführungszeichen setzen) ja für ein exklusiv weisses Publikum aufspielte … dabei quasi schwarzen Primitivismus mimte – wobei Musik entstand, die zu Ellingtons schönster und wichtigster zu rechnen ist (und es war genau der Teil von Ellington, der später in der niederländischen Free Jazz/Impro-Szene, v.a. beim ICP Orchestra, aufgegriffen wurde). Die Vielschichtigkeiten gab es wohl schon immer, aber in den Haupt-Erzählsträngen ist davon wenig übriggeblieben.

nicht_vom_forum
Nach nochmaligem Nachdenken: Ich werde den Verdacht nicht los, dass das Thema „Cultural Appropriation“ in zugespitzter Form schon wieder ein US-Thema ist, das sich auf andere historisch/kulturelle Kontexte mal mehr und mal weniger, aber auf gar keinen Fall einfach übertragen lässt.

Gut möglich – aber als kulturell Kolonialisierte betrifft uns das halt auch ;-)

--

"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba