Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

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go1
Gang of One

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lathoNaja, da kommen wir in den Bereich Kunst=Können. Ein Punk-Musiker, der stolz darauf ist, nur vier Akkorde zu kennen, kann demnach keinen Blues spielen (eigentlich auch nichts anderes)? Wann ist ein Stil kopiert, wann nur entlehnt? Und wenn es nur ums „Würdigen“ geht: wie, wann und wie oft muss das passieren? (…)

Solange, bis es sich herumgesprochen hat, was jemand leistet. Von „Kunst = Können“ ist bei mir aber nicht die Rede – es kommt schon darauf an, was jemand anstellt mit seinen Skills. Ohne Skills und Verständnis geht es aber auch nicht. Es ist aber in jedem Genre etwas anderes, was man wissen und können muss, um gut zu sein (auch nichts völlig anderes; vier Akkorde reichen auch für Countrymusik). Wenn Du sagen möchtest „Jeder kann guten Blues spielen“ oder „Was guter Blues ist, liegt allein im Ohr des Hörers“, dann kommen wir nicht zusammen, aber das ist ein Thema für einen anderen Thread (ein schwieriges Thema). Wenn es um Kunst geht, ist vieles subjektiv und individuell, aber nicht alles. Da spielen Traditionen eine Rolle und ein Wissen, das die Musiker – und auch Musiker und Hörer – gemeinsam haben, in verschiedenen Graden.

lathoPraktisch: Wenn Weiße den Blues spielen, sollen Schwarze also etwas vom Kuchen abhaben (…). Wie sollte das de facto funktionieren?

Nochmal: Gray spricht (als historisches Beispiel) von „a viciously racist economic landscape that didn’t reward black cultural innovation with black economic success“. Die Frage „Wie hätte das denn anders gehen sollen?“ ist da kein überzeugender Einwand: Die Beschreibung eines Problems wird nicht dadurch widerlegt, dass derjenige, der es beschreibt, keine Lösung parat hat. Es hätte halt eine andere Gesellschaft und eine andere Musikindustrie gebraucht, die nach anderen Prinzipien funktionieren. „There has been a long history of people pushing black creators to the margins while making millions of dollars off their work. If the music business hadn’t been riddled with racism, and if the measure of financial success was “whether a person (of any race) had created something original and good” rather than “whether a white person could copy and repackage an unknown black song for a white audience more concerned with color than content,” there would be no injustice.“

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To Hell with Poverty