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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"
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yaiza
gypsy-tail-wind Gut, dann höre ich doch noch Chavez‘ vierte Symphonie … aus dem PDF (das bei späten Music&Arts/WHRA-Boxen leider das ordentliche Booklet abgelöst hat), Text von Nigel Simeone:
8 February 1960: Chávez and Mahler Bernstein had known the music of Carlos Chávez since the 1940s ….
@gypsy-tail-wind: vielen Dank für den Text… @soulpope: beim ersten Hören könnte die Musik eintönig, streng und düster wirken… Ganz kurz zu Carlos Chávez… er hat sich ab den 1920ern bis zu seinem Tod Ende der 70er vollends der ‚Modernisierung‘ des klassischen Bereichs in Mexiko gewidmet. Nicht nur als Komponist, auch als Gründer des Mexikanischen Sinfonieorchesters und Kultur- und Bildungsinstitutionen; er dirigierte und lehrte Komposition… was zur Folge hatte, dass er sich später zur einzigen Referenz zählte und andere Komponisten wie Silvestre Revueltas (wird jetzt nach und nach entdeckt) beiseite schob und nicht mehr aufführte. Als junger Mann reiste er Anfang der 1920er nach Europa (Paris, Wien, Berlin), Maurice Ravel war sein Idol. Zusätzlich kam er mit Musik von Strawinsky und Schönberg in Berührung. Nach seiner Rückkehr hielt er es nicht lange in Mexiko aus (konservativ, klassische Musik kam ja einst über katholische Kirche/Missionen ins Land, nach der Unabhängigkeit von Spanien wandte man sich stark der Operkultur zu), reiste nach NY und lernte Varèse und Copland kennen… nach Gründung des Orchesters führte er neben seinen Werken auch Strawinsky, Hindemith, Schönberg, Debussy, Ravel etc. in Mexiko auf. Als Komponist nutzte er (ähnlich wie die Komponisten in Europa) ebenfalls die Folklore/Volkslieder zur Entwicklung einer neuen musikalischen Sprache… und beschäftigte sich mit Musik und Instrumenten (Trommeln, versch. Flöten aus Ton,Knochen etc.) … und diese Instrumente prägen auch seine Musik. Mir erscheint sie streng wie Strawinsky (neoklassisch), meist düster mit Farbtupfern (in der Sinf. #3 sehr schöne Flötensoli) und den Trommeln, die so archaisch wirken. Die #1 und #2 sind kurze einsätzige Werke, von dem stark folkloristischen Stil in der #2 wandte er sich später ab. Was ich spannend finde und da kann ich erstmal nur im Netz mehr zu lesen, wäre überhaupt die Entwicklung in den 1930/40ern. Aufgrund der Wirtschaftskrise in den USA und Europa und WK II wurden Mexiko und Argentinien zu Anziehungspunkten für viele Musiker (Konzertmöglichkeit, auch Wohnort). In Mexiko Stadt und Buenos Aires war richtig was los. Gleichzeitig verlor aber auch die junge mexikanische Musik bei soviel Wettbewerb an Boden. Eduardo Mata studierte bei Chávez (leider mit knapp über 50 bei einem Flugzeugabsturz sein Leben verloren); ein anderer bekannter Dirigent ist Enrique Bátiz. Neben Bernstein waren auch (damals) jüngere Dirigenten wie Tilson Thomas Fürsprecher, die sich ja insgesamt für die Komponisten „der Amerikas“ stark machten. *** und nebenbei die #3 gehört***
…. „eintönig, streng und düster „=durchaus meine Gasse ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)