Antwort auf: Ich höre gerade … klassische Musik!

#11146217  | PERMALINK

yaiza

Registriert seit: 01.01.2019

Beiträge: 5,420

Ich verbrachte ein bisschen Zeit in der Wüste und es war nicht nur den Temperaturen in Berlin geschuldet :D

In einer Radiosendung stellte Simone Kermes als Gastmoderatorin eine echt tolle Interpretation vom „Lamento di Tristano“ vor … und somit stromerte ich nach dem Nachhören durch’s Netz und direkt zur Viola d’amore von Jasser Haj Youssef – einem Musiker aus Tunesien, der inzwischen in Paris lebt und 2018 auch mal Gast bei einem Programm von Kermes in der Volksbühne war.

Diese „Wüstenstimmung“ war dann genau richtig, um das 2. Violinkonzert von Schnittke (1966) zu hören. Dieses spielte Gidon Kremer in der letzten Woche in einem Radiokonzert mit  dem RSB und Vladimir Jurowski erklärte das Werk sehr gut. Dass sind ja immer nur 2-3min, aber darin ist dann vieles gesagt… Es geht los mit Jesus, seinen Jüngern, später Gegenspielern – Leben, Tod und Auferstehung… Schnittke arbeitet Klangfarben und Kontraste aus der arabischen Kultur ein. Fand ich heute voll spannend – und zum ersten Mal konnte ich den Weg mitgehen… Das sich danach „Stille Nacht“ anschließt, verstehe ich dann jetzt auch besser. Dieses Stück schenkte Schnittke Kremer zu Weihnachten 1978 in Moskau. In dieser Bearbeitung wird das Lied aus der sentimentalen Ecke geholt und es tut fast weh, bis zum Ende zu hören (es wird seziert und wirkt sehr traurig). Ich hatte im letzten Jahr nur eine alte Bibliotheksausgabe zur Hand, da war vom Booklet nicht viel übrig… später holte ich mir aber eine gebrauchte CD mit Booklet, las mir den Text dazu aber jetzt erst durch. Kremer wird hier mit einer Aufforderung an die Zuhörer zitiert „Was ist aus diesem Lied alles geworden, was ist geblieben, was hat sich verwandelt, was haben die Menschen aus dem Sinn des Liedes und darüber hinaus mit dem Sinn des Lebens gemacht?“  

--