Antwort auf: Folgende Radiosendung dringt bald an mein Ohr

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soulpope
"Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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27-6-2020 (Radio Oe1)

Generalabrechnung mit dem Wiener Großbürgertum

Ö1 Hörspiel

Elisabeth II.„. Von Thomas Bernhard. Mit Wolfgang Gasser, Irm Hermann, Peter Matic, Peter Simonischek, Bibiana Zeller, Joseph Lorenz, Helmut Berger, Michael König, Vera Borek, Monika Tajmar, Hella Ferstl-Reichmann, Roland Knie u.a., Ton: Markus Gassner, Herta Werner und Gerhard Wieser. Bearbeitung und Regie: Ulrich Gerhardt (NDR/ORF 2004)

Mit seinem vorletzten Stück knüpft Bernhard nicht nur an den soziologischen Hintergrund von „Ritter, Dene, Voss“ an, sondern er blendet noch einmal zurück an den Anfang seiner dramatischen Produktion. Der 87-jährige Großindustrielle Herrenstein ist ein letztes Beispiel für die verkrüppelten, „künstlichen“ Menschen in diesem Werk. Wie die Gute in „Ein Fest für Boris“ ist er auf die Hilfe seines Dieners angewiesen, denn er trägt Kunstbeine und ist durch seine „Hinfälligkeit“ alleine nicht mehr lebensfähig. Das Zentrum des Stückes bildet allerdings der Besuch von Bekannten Herrensteins, die von seinem Balkon aus den Besuch der englischen Königin beobachten wollen und der Begegnung mit der letzten weiblichen „Mächtigen“ in Bernhards Stücken zum Opfer fallen. Denn als der Festzug vorbeikommt, stürzt der Balkon ab und reißt alle mit in die Tiefe – außer dem Protagonisten und seinem Diener, die auf den Anblick verzichtet haben.

Denn als der Festzug vorbeikommt, stürzt der Balkon ab und reißt alle mit in die Tiefe – außer dem Protagonisten und seinem Diener, die auf den Anblick verzichtet haben. 1987 veröffentlicht, wurde „Elisabeth II. – Keine Komödie“ am 5. November 1989 am Schillertheater in Berlin uraufgeführt und ist damit das einzige nach Bernhards Tod uraufgeführte Theaterstück des Autors. Der Intendant Claus Peymann sah sich damals nicht in der Lage, das Stück möglichst zeitnah zum Publikationstermin auf den Spielplan des Wiener Burgtheaters zu setzen. Die Enttäuschung des Autors darüber war groß, da er, wie sich leider herausstellen sollte, zu Recht befürchtete, eine noch spätere Uraufführung seines Stückes nicht mehr miterleben zu können. Thomas Bernhard starb am 12. Februar 1989. Aufgrund des testamentarisch (zwei Tage vor seinem Tod) ausdrücklich von ihm selbst erteilten und das Gesamtwerk betreffenden Aufführungs- bzw. Publikationsverbots für Österreich konnte das Stück dort zunächst nicht gespielt werden. Allerdings gelang es dem Burgtheater, „Elisabeth II.“ im Sommer 1990 im Rahmen der Wiener Festwochen als Gastspiel in Bratislava viermalig aufzuführen. Doch erst nach der Neuregelung des Nachlasses konnte die österreichische Erstaufführung am 30. Mai 2002 am Burgtheater stattfinden.

G-R-O-S-S-A-R-T-I-G ….

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