Antwort auf: Avantgarde: Trompete

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gypsy-tail-wind
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Ich denke, das passt gut in diesen Thread, in dem es einiges zu entdecken gibt … also, Bobby Bradford:

Mark Weber hat sich sehr um Bradford verdient gemacht, es gibt auf seinem Blog eine ausführliche Timeline (und da ist auch die Story von Bradford und Jack Ruby drin):
https://markweber.free-jazz.net/2013/01/28/bobby-bradford-timeline-work-in-progress/
Sowie ein Interview, das im Zusammenhang mit der unten erwähnten CD auf DarkTree steht (ein paar der vielen Fotos sind in klein im CD-Booklet zu finden – das Foto oben habe ich auch vor da geliehen, Bradford 2015 vor einem Übungsraum):
https://markweber.free-jazz.net/2015/11/28/bobby-bradford-john-carter-1975/

vorgartenah, verstehe, ich hatte deinen hinweis überlesen, pardon. mir fehlt bei bradford noch ein überblick über die aufnahmen mit john carter, und an die würde ich mich erstmal wagen, bevor ich mit diesen hip-bands weitermache. hab ihn übrigens mal live gesehen, in moers, als stargast der david-murray-bigband. fand ich sehr berührend.

Bei mir war’s das überbordende Circulasione Totale Orchestra – auch schon mit Gjerstad also, und u.a. auch Sabir Mateen, Hamid Drake, Louis Moholo und Lasse Marhaug – eine Band von unfassbarer Wucht. Und mittendrin, auf einem Stuhl sitzend, der alte Bradford mit seinem Kornett – unendlich berührend, und zugleich beeindruckend, wie sein Ton dann eben doch durch die Klangmassen der Band seinen Weg fand – „projection“ (wie bei Lester Young, Joe Henderson …)

Ich würde aber auch mit den Carter/Bradford-Alben anfangen, auf jeden Fall, also „Seeking“, „Flight for Four“, „Self Determination Music“ und „Secrets“ aus den frühen Jahren. Vom ersten und letzten (ursprünglich auf Revelation) gab’s ein Reissue bei Hat Hut, von „Flight for Four“ (Flying Dutchman) ein hervorragendes bei International Phonograph (klick) – das Label wird (oder wurde) von Jonathan Horwich geführt, der bei Revelation auch schon involviert war (und beim Boss von Coreatravoltacruise leider auch, in Hollywood sind Eulen ja bekanntlich nicht immer, was sie scheinen), aber auch ein Japan-Reissue, das ev. noch greifbar ist (klick – möglicherweise ist das aber ein Vinyl-Rip, jedenfalls klanglich unterlegen, soweit ich weiss – weiss da @soulpope mehr?). Vom dritten (auch Flying Dutchman) gab’s ein Reissue bei Ace/BGP.

„Secrets“, „Seeking“ (plus Bonustracks) und eine unveröffentlichte Duo-Session von Carter und Bradford gab’s auch in einem „Mosaic Select“. Duos aus den Jahren 1979-82 gibt es auch bei Emanem („Tandem“, 2 CD), wo mit „Love’s Dream“ eine Aufnahme von 1973 mit Trevor Watts, John Stevens und Kent Carter (also dem Spontaneous Music Ensembel) greifbar ist. DarkTree hat zudem ein hervorragendes Konzert aus Pasadena 1975 veröffentlicht, „NoUTurn“. Mit John Stevens und dem SME hatte Bradford schon 1971 aufgenommen, herausgebracht hat Chuck Nessa die Aufnahmen, bei denen Watts und zudem Bob Norden, Julie Tippetss und Ron Herman mitwirken (gibt’s als DoCD wieder).

Von Bradford allein gibt es weiteres u.a. auf Soul Note und dann eben die ganzen LPs und CDs aus den letzten Jahren (neben den genannten auch eine mit Gjerstad und Nilssen-Love auf dessen Label PNL und ein Trio mit Mark Dresser und Glenn Ferris auf Clean Feed).

Und unter Carters Leitung gibt es eine hervorragende Tetralogie auf Grammavision aus den Achtzigern, sowie „Variations on Selected Themes for Jazz Quintet“ auf Moers Music (das Label ist ja wieder auferstanden bzw. ich vermute eher die immer noch vorhandenen Bestände werden abverkauft).

Die Auswahl ist also nicht klein … Um auf die Frage zurückzukommen: ich würde nach „Flight for Four“ suchen zum Einstieg, aber mit den anderen drei Alben und dem Live-Konzert auf DarkTree macht man auch nichts falsch (die Vinnie Golia CD auf DarkTree, ein Bläser-Quartett mit Carter, Bradford und Ferris, finde ich etwas weniger zugänglich).
Von den späten hat sich mir am ehesten die Nessa-CD eingebrannt, „Silver Cornet“. Aber missen möchte ich da nichts!

Und falls das beim Stöbern in der grossen Timeline untergehen sollte: es gibt eine Ornette Coleman-Connection, die war wichtig, aber Aufnahmen gibt es leider nicht viele – gebündelt auf der DoCD „The Complete Science Fiction Sessions“ sind sie aber ziemlich gut (Don Cherry ist auch dabei, so viel Bradford kriegt man da leider nicht zu hören). Die beiden ursprünglichen LPs waren weniger umfangreich und seltsam zusammengestellt (piecemeal).

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