Antwort auf: Ranking der Beatles-LPs

#11074077  | PERMALINK

wahr

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gipetto

wahr

gipetto

pink-nice3 …für mich alles Meisterwerke!

Let It Be nicht. Spector hätte man schon damals für diesen Job in den Knast stecken müssen.

lennon meinte mal sinngemäß (kurz nach dem split, als die wunden noch nässten): wir haben ihn vor einen haufen scheisse gesetzt, und er hat was draus gemacht. danach griff lennon ja auch gleich wieder auf spector zurück. und harrison auch.

Wir sprachen ja schon einmal darüber, aber für Lennon war nach dem Ende der Band über einen längeren Zeitraum ja mehr oder weniger alles, was die Beatles produziert hatten, ein „Haufen Scheiße“. Hätte er konsequent gehandelt, hätte er Spector die Bänder einfach nicht in die Hand gedrückt. Auf Let It Be als Album hätte ich auch verzichten können. Die Singles hätten gereicht. Aber hätte, hätte, Fahrradkette…

Sicher muss man Lennons Zustand in die Bewertung mit einrechnen. Wie du schreibst, hatten wir das ja schon festgestellt. Trotzdem finde ich es nicht ganz fair, Spectors Leistung für Let It Be so pauschal zu kritisieren. Das Projekt für Let It Be sah vor – und ich glaube, es war McCarneys Idee – einfach alle Jams und Live-Proben aufzunehmen und daraus dann ein Album (+ Film) zu machen. Es endete dann in zig Stunden chaotischem Aufnahmematerial mit Substanziellem, Entwicklungsfähigem, Quatsch, Halbgarem und mehr oder weniger lustlosen Jams. Niemand, selbst McCartney nicht, hatte am Ende noch Lust, das ganze Zeug zu sichten, also warf man’s Spector vor die Füße, der ja schon lange gerne mit den Beatles zusammenarbeiten wollte. Sollte halt mal zeigen, was er konnte. Und das hat er dann ja auch getan. „Er arbeitete wie ein Irrer daran“ (Lennon). Ok, die Fettschichten hätte an manchen Stellen wirklich nicht unbedingt sein müssen, aber er hat immerhin aus dem ganzen Kram was Brauchbares gezimmert, die wirklich guten Sachen rausgefischt und mit ein paar akzeptablen Belanglosigkeiten gefüllt, damit’s veröffentlicht werden kann ohne dass die Gefahr bestand, in der Luft zerrissen zu werden. Dass McCartney Let It Be im Nachhinein ganz anders haben wollte, konnte er dann Jahre später leicht behaupten. Offensichtlich war er jedenfalls zum Zeitpunkt der Entstehung von Let It Be nicht in der Lage, selbst Produzentenhand anzulegen. Stattdessen wurde schnell noch die alte Mannschaft um George Martin in der Abbey Road zusammengetrommelt, um Abbey Road aufzunehmen, während Spector sich durch das Bänderdickicht von Let It Be kämpfte. Ohne ihn wär’s vielleicht nie erschienen. Lennon hat danach noch mehrmals mit Spector gearbeitet, nicht nur direkt nach dem Split, also scheint er generell nicht ganz unzufrieden mit ihm gewesen zu sein. Das sagt er ja selbst auch in dem großen RS-Interview nach dem Split: „Als ich Spectors Version von Let It Be hörte, ging’s mir gleich besser“ (wieder aus der Erinnerung).