Antwort auf: New Wave of British Heavy Metal

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zoji

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Moin @jesseblue

… und ei jo, choosefruit. Ich muss zugeben, dass ich Dich nicht mit so etwas wie einem musikalischen Profil in Verbindung bringe, und die Umbenennung entging mir auch, aber der Name liegt bei mir noch in der Ablage sympatico.

Finde so etwas schon recht interessant, weil ich dachte NWOBHM wird nur von alten Säcken wie mir gehört. Bei jüngeren Hörern ging ich davon aus, dass sie sich, wenn schon Metal, an härteren und räudigeren Sounds orientieren. Obwohl mir gerade wieder einfiel, dass ich vor ein paar Jahren zur Wackenzeit mal mit der Bahn unterwegs war und mir eine ca. 20-jährige auffiel, die auf der Kutte ausschließlich Patches der alten Bands trug. Hat mich riesig gefreut, ohne das ich sagen könnte warum.

Stimmt, 2016 war die Entdeckung sicherlich einfacher, ich war halt in den frühen 80ern auf das spärliche Taschen- und Geburtstagsgeld angewiesen, das verhinderte letztlich auch meine Expertenwerdung. Viele von den hier genannten Alben, auch von Deinen Favoriten, kenne ich nur den Namen nach oder mit ein oder zwei Titeln. Wenn man ein bisschen abstrahiert, gibt es in unserem Verhältnis zur NWOBHM aber schon ein paar Gemeinsamkeiten. Nach 1983 war ich für ungefähr 10 Jahre ganz raus, habe das fast verachtet. Die alten Helden veröffentlichten schlappe Alben mit Blick auf den US-Markt, mit härter, schneller, lauter, Thrash, Speed, Power, Hair, Etc-Metal konnte ich nichts anfangen und mich interessierte auch mehr die Frage, „Wo kommt meine Musik her?“ als „Wo geht meine Musik hin?“. Metal-Acts nach 1983, von denen ich Alben besitze, kann ich vermutlich an ein, höchstens zwei Händen abzählen und die Hälfte wären Sabbath-Klone. Erst mit Mitte 20 habe ich es für mich wiederentdeckt und erst seit 10-15 Jahren punktuell noch einmal nachgelegt. Im Grunde ist also mein Spot für diese Musik sehr klein, glüht aber biographiebedingt etwas heller, als die größeren ihn umgebenden Felder.

„Rotzig gespielter Hardrock“ kann ich in der mir eigenen Unentschlossenheit einerseits gut nachvollziehen, höre ich heute eigentlich auch so, gleichzeitig möchte ich mich immer noch mit Faust auf dem Herzen in Pose schmeißen um dramatisch „der einzig wahre Metal“ zu proklamieren.

In einige Deiner 2016 gelisteten Titel werde ich in nächster Zeit noch einmal reinhören. Was mich etwas überrascht ist, dass Du Denim & Leather über Wheels Of Steel und Strong Arm Of The Law stellst. Das war für mich erstmals ein bisschen Saxon-By-The-Numbers, auch wenn ich vieles davon immer noch sehr gut finde. Blood & Thunder von More ging irgendwie überhaupt nicht an mich, fand ich sogar nervig, Praying Mantis war mir etwas zu AOR-lastig, aber beides Jahrzehnte nicht gehört. Was ich bis heute nicht verstehe ist, dass mich das hochgehandelte Angel-Witch-Debüt nie voll überzeugen konnte. Ich sollte vielleicht mal das Risiko des Kaufs eingehen, um es konzentriert über die Anlage, statt nur nebenbei auf Laptop-Speakern zu hören. Zwei Favoriten aus der Spätphase sind bei mir Before The Storm von Samson (eigentlich ein Schritt zurück in Richtung Hardrock, aber Bruce Nachfolger mit dem natürlicheren und kreischfreien Gesang liegt mir mehr und ich empfinde die Songs qualitativ konsistenter als seine beiden Vorgänger. Enthält außerdem mit Test Of Time eine meiner grob geschätzt Top-50-Hardwurst-Hymnen) und das gleichnamige Debüt von Rock Goddess, einem Mädchen-Trio, und zwar altersmäßig wirklich Mädchen, was ich noch heute unfassbar mitreißend finde.

Schade, das Du krisenbedingt „abtrünnig“ wurdest (ich wünsche Dir, dass Du sie weitgehend überwunden hast), schön, dass es Dir noch wichtig genug war, in einen Plausch einzusteigen.

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Und lieg´ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Guitahre, und gebt sie mir mit in mein Grab (Der rührselige Cowboy, D. Duck)