Antwort auf: Masabumi Kikuchi

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vorgarten

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4 1/2 jahre nach den kurt-weill-sessions brachte stefan winter für sein neues label winter & winter zunächst die ersten aufnahmen von tethered moon (FIRST MEETING) heraus und produzierte danach ein neues album mit piaf-chansons. zum spartenübergreifenden profil des labels passte das natürlich sehr gut, zumal es sich mit uri caines mahler-programmen etabliert hatte. die sessions fanden am 15. und 16. mai 1999 statt und die musiker scheinen sehr gut vorbereitet gewesen zu sein.

so richtig nahe liegt das projekt eigentlich nicht, weder piaf & jazz, noch piaf & motian/peacock/kikuchi. charisma ist allerdings zuhauf im spiel. ich hatte eigentlich einen operettenhaften zugang von kikuchi erwartet, aber er schert regelmäßig als erster aus dem theatralischen aus, nimmt allenfalls die themen ernst, manchmal auch nur kleine motive. dazwischen setzt er zum beispiel, wie in „l’homme de berlin“, einen langsamen blues. was aber immer übrig bleibt, ist ein sinn für dramatik, und – vor allem durch motian – für das tänzerische. peacock muss einmal mehr das alles zusammenhalten, was die beiden anderen an unvorhersehbarkeiten produzieren, trotzdem hetzt er nie hinterher.

arrangements der lustvollen ratlosigkeit, kikuchis gekrächze dazu, über das @redbeansandrice mal so nachdachte, als ob es hier das gesangselement darstellte, quasi eine übersetzung des konsonantischen chanson-vortrags (rollendes r) von piaf ins wortlose. das geht manchmal daneben, oft trifft es genau, manchmal entsteht da etwas völlig überraschendes. am ende wieder ein piano-solo, 2:20 über „les mot’s d’amour“, wenn kikuchi ein schönes thema findet, dann stellt er es halt einfach da hin.

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